Schüler des Gymnasiums am Löhrtor legten auf jedem Grab der Kreisehrengedenkstätte in Gosenbach eine Rose nieder. Der Volkstrauertag war Anlass, der Opfer der beiden Weltkriege zu gedenken.

GOSENBACH Am Volkstrauertag erinnerte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge an die Opfer der beiden Weltkriege

Jeder Einzelne kann zu einem friedli­chen Miteinander beitragen.

sos ◼ 81 Grabkreuze, zwei gusseiserne Platten und ein Sarkophag erinnern in Gosenbach an die Opfer des Ersten und Zweiten Weltkrieges. Die Ausmaße des Leids können jedoch kaum mit der bloßen Präsenz von Gedenkstätten wie der des Kreises Siegen-Wittgenstein nachvollzogen werden. So fanden gestern im gesamten Kreis etliche Veranstaltungen statt, um der Toten zu gedenken.

Großväter, Väter, Onkel, Brüder starben in den beiden Weltkriegen; viele Familien trauerten um die, „die sinnlos ihr Leben verloren haben”, so Landrat Andreas Müller. Nach dem Mauerfall dann die große Euphorie, jetzt werde alles besser. Doch friedlich gehe es auch heute noch nicht zu. Im Landesinneren werde gehetzt, „und die Leute, die sich als Retter des Abendlandes aufführen, wissen gar nicht, für welche Werte das Christentum steht”, nämlich unter anderem die Nächstenliebe. Die Überwindung von Hass, Intoleranz und Verfolgung brauche Mut und Ausdauer, betonte Müller, und er plädierte: „Lassen Sie uns mit aller Kraft für Frieden, Versöhnung, Toleranz und die Würde aller Menschen eintreten.“

Die vier Schüler des Löhrtorgymnasiums, die ihre Gedanken zum Volkstrauertag sz 2019 11 17 foto2vortrugen, haben die Schrecken des Krieges nicht erlebt und im Alltag wohl nur wenige Berührungspunkte. In Form einer Zeitreise nahmen sie die Zuhörer mit in die Vergangenheit, wiesen auf berühmte Persönlichkeiten hin, die in die Schlacht ziehen mussten, erinnerten an den Bombenangriff auf Siegen am 16. Dezember 1944 und sprachen auch über die Hinterbliebenen. „Wir Kinder haben es heutzutage gut. Wir müssen uns keine Sorgen machen, dass wir nicht genug zu Essen und Trinken haben“, sagte Oskar Uebach. Dementsprechend schwer falle es ihnen, sich in die damalige Zeit hineinzuversetzen. „Aber wir sollten uns immer dessen bewusst sein.“ 420 Millionen Kinder lebten weltweit in Kriegsgebieten, richtete die Schülerin Helene Herbst den Blick auf andere Länder: „Mir fällt es schwer zu glauben, dass die Menschen aus der Vergangenheit gelernt haben.”

Annette Hinzmann sah eine Bedrohung in den rechten Kräften, die versuchten, die Verantwortung Deutschlands zu relativieren. Sie mahnte: „Dem muss entschieden widersprochen werden. Und jeder, der die Kriege rechtfertigen oder verharmlosen wolle, trete Opfer und Angehörige mit Füßen. Der Auftrag Gottes an die Menschen sei es, alles für die Versöhnung zu tun. „Wir müssen jedem mit Respekt und Achtung begegnen”, so Hinzmann, ganz gleich welche Herkunft oder Konfession derjenige mitbringt. „Wo wir dies tun, da fängt der Frieden an.“

Eine, die die Folgen des Krieges hautnah miterlebt hat, war gestern extra aus Berlin angereist. Christel Liebrams Vater, Erich Preuss, war hier in der Region gefallen und wurde in Gosenbach begraben. Das erste Mal besuchte sie die Gedenkstätte. „Er wurde dreimal umgebettet. Ich habe eigentlich keinen Bezug hier her”, sagte sie. Dennoch sei sie sehr froh, sich überwunden zu haben, an der Gedenkstunde teilzunehmen.

„Ehrender kann es nicht sein“, lobte sie alle Beteiligten der Veranstaltung, zu der der Kreisverband des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge eingeladen hatte; neben dem Landrat, den Schülern und Pfarrerin Annette Hinzmann waren das der Chor „SiWi Vokal“, die Freiwillige Feuerwehr Gosenbach und der Bläserkreis Niederschelden.