Ruth Plümer belegte den zweiten Platz in der vorletzten Runde des Mathematik-Bundeswettbewerbs. Foto: ap

SIEGEN Bundeswettbewerb Mathematik: Ruth Plümer gehört zu den besten Nachwuchsmathematikern in ganz Nordrhein-Westfalen

Die 17-jährige Oberstufenschülerin holt beim Bundeswettbewerb den zweiten Platz.

Ap ■ „Es klingt vielleicht absurd, aber man braucht schon eine gewisse Intuition, um die Aufgaben zu lösen“, glaubt Ruth Plümer. Bereits zum dritten Mal hat die 17-jährige Oberstufenschülerin am Bundeswettbewerb Mathematik teilgenommen – und in diesem Jahr in der vorletzten (Hausaufgaben-)Runde sogar den zweiten Platz belegt, genau wie Mitstreiterin Réka Wagener aus Freudenberg.

Insgesamt starteten 1182 Jugendliche aus ganz Deutschland, davon 173 aus Nordrhein-Westfalen. Dass sich Ruth gegen so viele Rechen-Talente bis kurz vor dem Finale durchsetzen konnte, erfüllt sie sichtlich mit Stolz.

AUFGABE

Knobeln Sie gerne? Dann bitteschön: Jeder darf sich an dieser Aufgabe aus der 1. Runde des Bundeswettbewerbs versuchen.

Ein Würfel mit Kantenlänge 10 wird durch einen Ebenen-Schnitt in zwei Quader mit ganzzahligen Kantenlängen zerlegt.
Anschließend wird einer dieser beiden Quader durch einen zweiten Ebenen-Schnitt weiter in zwei Quader mit ganzzahligen Kantenlängen zerteilt.
Welches ist das kleinstmögliche Volumen des größten der drei Quader?

„Die Aufgaben sind schon sehr anspruchsvoll“, betont das Mathe-Ass. Oft seien sie zwar mit Logik zu lösen. „Das heißt aber nicht, dass sie leicht sind.“ Teilweise dauert es mehrere Tage, bis eine knifflige Aufgabe geknackt ist. Und dabei kann ihr auch niemand wirklich helfen.

„Ganz ehrlich: Die meisten aus meinem Umfeld können nicht sonderlich viel mit den Aufgaben anfangen“, erzählt Ruth mit einem breiten Lächeln. Sie spricht von Dreiecken mit zahmen und wilden Seiten, von Algebra und geometrischen Kombinatorik-Aufgaben. „Schwierig zu erklären.“ Sie schaut auf ihren Block mit lauter Linien und Ziffern. „Was ich aber wirklich herausfordernd finde, sind Ungleichungen“, verrät sie. Dabei müsse man nämlich nicht nur irgendwelche Zahlen einsetzen. „Man muss auch Terme zusammenfassen und auseinanderfriemeln.“ All das lerne man in der Regel jedoch nicht im Unterricht. Dort gehe es meist „nur“ ums Rechnen, man komme selten mit „richtiger Mathematik“ in Kontakt. Ruth wundert es deshalb nicht, dass viele Mitschüler keinen Sinn für Formeln und (Un-)Gleichungen haben. Dabei sei Mathe doch so wichtig – und alles andere als realitätsfern. „Alle Naturwissenschaften bauen darauf auf.“ Mathematik stecke in Alltagsgegenständen, in der Technik, in unseren Handys. „Es ist schade, dass viele das nicht sehen. Wenn man sich länger damit beschäftigt und dann feststellt, dass Mathe so viel mehr ist als der kleine Ausschnitt, den man in der Schule lernt, macht das wirklich richtig viel Spaß.“

Über den Bundeswettbewerb Mathematik
Der Bundeswettbewerb Mathematik wurde 1970 auf Initiative des Stifterverban­des ins Leben gerufen. Ausrichter des Wettbewerbs ist Bildung & Begabung, das Talentförder­zentrum des Bundes und der Länder. Teilnehmen können Schüler aller Klassenstufen, auf die knifflige Aufgaben von unterschiedlich hohem Schwierigkeits­grad warten. Der Wettbewerb zielt darauf ab, dass Jugendliche, die Spaß an der Mathematik haben, ihre Fähigkeiten erproben, ausschöpfen und weiterentwickeln, Nach zwei Hausaufgabenrunden stehen in diesem Jahr nun die Besten aus Nordrhein-Westfalen fest: Fünf Schüler bekommen einen ersten, fünf einen zweiten (darunter Ruth Plümer und Réka Wagener aus Siegen) sowie fünf Nachwuchsmathematiker einen dritten Preis. Die Erstplatzierten der zweiten Runde haben sich mit ihren Leistungen für das abschließende Kolloquium im Februar 2022 qualifiziert, bei dem die Bundessieger durch Fachgespräche ermittelt werden. Diese erhalten mit Aufnahme eines Studiums ein Stipendium der Studienstiftung.

Allerdings habe sie sich auch schon immer sehr für das Fach interessiert, räumt die Löhrtor-Schülerin ein. Übermäßig gut im Rechnen sei sie aber früher nie gewesen – das dachte Ruth zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als sie in der dritten Klasse am Känguru der Mathematik teilnahm. „Zu meiner Überraschung war ich die Beste der ganzen Schule.“ Seitdem nimmt die 17-Jährige an diversen Wettbewerben teil, wurde bereits in die Sommerakademie des Landesverbandes eingeladen, lernte andere Mathe-Talente kennen und tauchte so förmlich eine „Mathe-Community“ ein. Dass sie ihr Wissen nach dem Abitur an der Uni vertiefen will, ist so gut wie sicher.

Doch die Einser-Schülerin hat auch noch andere Interessen und Hobbys. „Ich schwimme gerne, bin bei den Pfadfindern und liebe das Lesen“, zählt Ruth auf.

Im nächsten Jahr überlegt sie, bei einer Linguistik-Olympiade mitzumachen. Und eines hat die Sprachwissenschaft mit all ihren Formen, Funktionen und Analysen sogar mit Mathe gemeinsam: „Es gibt nur richtig oder falsch. Man kann die Lösung objektiv nachvollziehen, da gibt es keinen Interpretationsspielraum.“