Silas Andrick ist freier Mitarbeiter der Siegener Zeitung. Gleichzeitig ist er als Schüler des Siegener Gymnasiums am Löhrtor Mitglied der Bezirksschülervertretung.
Was Schüler dort aktuell beschäftigt, sind Fragen um einen späteren Schulbeginn, kostenlose Mahlzeiten und die Abschaffung von Hausaufgaben
Von Silas Andrick
SIEGEN. Mehr als 50 Schülervertreter aus dem Kreis treffen sich am Gymnasium am Löhrtor in Siegen zur Bezirksdelegiertenıkonferenz. Was beschäftigt sie im Moment? Weiche Probleme haben sie mit Politik und Gesellschaft? Gemeinsam tauschen sich die Schüler zu diesen Themen aus, geben sich Tipps und suchen nach Ideen für eine bessere Bildung.
Themen der Konferenz waren zum Beispiel ein späterer Schulbeginn, das Angebot kostenloser Mahlzeiten in den Schulmensen und die Abschaffung von Hausaufgaben. Hausaufgaben abschaffen? Möchten die Schüler sich hier einfach lästige Arbeit entziehen?
Dem widerspricht Anouar Boy (Schüler der Clara-Schumann-Gesamtschule Kreuztal vehement: „Wie Studien erwiesen haben, wäre es besser, wenn wir keine Hausaufgaben hätten, Sie verringern die Chancengleichheit und verursachen immensen Stress. Viele Schüler finden zu Hause keine guten Bedingungen zum Lernen vor. Vielen wurde nicht beigebracht, wie man alleine lernt, und sie bekommen keine Unterstützung zu Hause.“
In der Debatte unter den Schülern pflichten ihm einige bei. Die Lehrer würden Probleme, die bei den Hausaufgaben auftauchen, oft nicht noch mal besprechen. Zudem säße man oft frustriert vor den Aufgaben, weil man nicht weiterkomme und niemand helfen könne, Die meisten Schüler widersprachen der Forderung aber. Denn die Abschaffung von Hausaufgaben könnte eine Verlängerung der Unterrichtszeit nach sich ziehen. Am Ende einige man sich darauf, dass Schulen eine Hausaufgaben-Betreuung anbieten sollten. Ein Ort, an dem Schüler in Ruhe die Aufgaben machen können und dabei Hilfe bekommen.
Ähnlich emotional und zugleich abwägend wurde die Verschiebung des Unterrichtsbeginns auf 9 Uhr diskutiert. Die Befürworter betonten, dass ein späterer Schulbeginn besser zu dem biologischen Schlafrhythmus der Jugendlichen passen würde. Studien legen nahe, dass die Schüler dadurch konzentrierte, leistungsfähiger und gesünder wären. Die meisten der Schülervertreter wollten jedoch nicht noch später Schulschluss haben. „Wie soll man denn mit einer Stunde weniger, noch Zeit für Hobbys im Verein finden?“, kritisierte ein Schüler. Eine andere Schülerin bemerkte: „In manchen Familien werden die Kinder gebraucht, um mitzuhelfen oder um auf kleinere Geschwister aufzupassen. Da geht es nicht, wenn der Unterricht später aufhört.“
In sogenannten „SV-Runden” berichteten die Schüler von ihrer Arbeit an den Schulen. „Viele Schülervertretungen engagieren sich gegen Rassismus oder veranstalten Kulturtage, an denen sich unterschiedliche Kulturen vorstellen können“, berichtete Finn Stricker (Schüler an der Esther-Bejarano-Gesamtschule Freudenberg). „Und einige planen Klimaschutz- und Antidiskriminierungs-Projekte“, ergänzte Emma Fuchs (Schülerin am Gymnasium Am Löhrtor).
Auch die Bezirksschülervertretung wird Veranstaltungen initiieren. „Wir wollen, dass Schülerinnen und Schüler mit Politikern, Lehrern und auch Wissenschaftlern auf Augenhöhe ins Gespräch kommen“, formuliert Franziska Kollmann (stellvertretende Bezirksschülersprecherin) das Ziel.
Wie die Veranstaltungen ablaufen sollen, wurde in einem Workshop von den Schülern geplant. Sie möchten einen Jugend-Demokratie-Gipfel anlässlich der Bundestagswahl initiieren.Dort soll es auch eine Diskussion mit den Wahlkreiskandidaten geben. Darüber hinaus wird ein Jugend-Bildungs-Gipfel geplant, auf dem die Schüler über bessere Bildung sprechen und streiten.