Die Sonne scheint. Schulleiter Dr. Reiner Berg (l) und Projekt-Initiator Bernd Rabanus konnten gestern Mittag die aktuelle Uhrzeit in Dakar gut ablesen. Foto: zel

Die Weltzeit-Sonnenuhr vor dem Gymnasium am Löhrtor ist komplett / Schüler gestalteten Plaketten

zel Siegen. Unter dem Pflaster blüht der Strand, und auf dem Pflaster lässt sich die Uhrzeit an den vielleicht berühmtesten Stränden der Welt, Copacabana und Ipanema in Rio de Janeiro, ablesen. Wo das? An der Frankfurter Straße vor dem Löhrtor-Gymnasium, mitten in Siegen Die Pfeiler, die Autos vom Parken auf dem Bürger­steig abhalten sollen, dienen als Zeiger der Weltzeit-Sonnenuhr, die 24 Zeitzonen abbildet und seit rund vier Wochen komplett ist.

Die Plaketten aus Metall auf dem Boden, die zu jeder einzelnen Uhr gehören, haben verschie­dene Schülergenerationen jeweils der 10. Klasse gestaltet: Die Uhrzeiten in Paris oder Delhi, Honululu oder Houston/Texas, am Ayers Rock oder auf den Azoren sind gut zu ermitteln - wenn die Sonne scheint. Die Namen der Städte sind nicht zu lesen, aber die Koordinaten, dazu charakterisieren typische Stadtansichten oder Symbole für ein Land die einzelnen Orte. Die Namen der jungen Künstler stehen auch auf den Plaketten.

Die Idee dazu stammt schon aus dem Jahr 2004, dem Jahr, in dem die Schule ihr 50-Jähriges als Gymnasium feierte. Der Siegener Architekt Bernd Rabanus, selbst ehemaliger Löhrtorianer, hatte sie und arbeitete mit Kunstschülern zusammen, die im Unterricht Bleistiftentwürfe fertigten. In ihrer Freizeit gestalteten die Schüler Reliefs aus Pappe in Originalgröße, die Rabanus in Metall gießen ließ und nach und nach einbaute (wir berichteten). Die Weltzeituhr hätte bereits 2006 fertig sein können, sagte Rabanus gestern vor Ort, doch da es mit der Freiwilligkeit nicht immer so super gelaufen sei, zog sich die Fertigstellung ein paar Jahre länger hin.

Angefangen hat Bernd Rabanus mit dem Projekt, als Klaus Schütte Schulleiter war. 2012 übernahm Dr. Reiner Berg diesen Posten - und auch das Erbe der unfertigen Weltzeituhr vor der Schule. Dr. Berg findet das Projekt gut, für ihn symbolisiert es auch die Weltoffenheit seiner Schule. Ihm gelang es, Schüler in seinem Reli-Kurs zu motivieren, Entwürfe für die fehlenden Orte Azoren, Neufundland, Neuka-ledonien, Karachi, Dakar und Adamstown-Pitcairn (die Pitcairn-Inseln liegen im Pazifik, falls sie jemand sucht, die Hauptstadt hat 40 Einwohner) als Relief umzusetzen - freiwillig.

Nachdem die letzten Metallplatten gegossen und eingebaut wurden, ist die einzigartige Uhr komplett. Dass sie mehr als 24, nämlich 30 Stationen hat, liegt daran, dass die Zeit in manchen Orten um eine halbe Stunde versetzt ist, nicht um eine ganze. An einem Pfeiler sind Informationen über das Projekt und seine Unterstützer zu lesen. Den größten Teil der Kosten von rund 9000 Euro übernahmen die Firma Gontermann-Peipers (5000 Euro) und der Förderverein der Schule (3000 Euro).

Jetzt ist die Weltzeituhr fertig, aber sie sagt die Weltzeit doch eher im Verborgenen an. Darum sitzen Rabanus und Berg schon wieder zusammen und überlegea wie man die Blicke auf die schönen Schülerkunstwerke und die Uhr lenken könnte. Ein großes Plakat an der Außenwand der Schulaula schwebt ihnen vor. Und Bernd Rabanus plant nach wie vor, mit Löhrtor-Schülern zur Uhr die passenden (selbst komponierten) Weltmusiken aufzunehmen. Bis es so weit ist, muss jeder Passant den Soundtrack im Kopf selbst erzeugen: mit „Down Under", „London Calling" „New York, New York" oder „The Girl From Ipanema" ...