Hallo ihr Lieben. Ich bin Tina und habe letztes Jahr mein Abi am Löhrtor gemacht. Sofort danach habe ich mir einen lang er­sehn­ten Traum erfüllt: Ein Jahr als Au-pair in den Vereinigten Staa­ten von Amerika zu arbeiten.
Unmittelbar nach dem Abiball, also Ende Juni 2014, ging es los Richtung New York! Dort hatten erst einmal alle Au-pairs, die in dieser Woche neu waren, Training School.

Ich habe mein Jahr mit der Organisation Cultural Care organisiert, die kümmert sich dann um Flüge, Versicherung, Kommunikation etc. In der Training School ging es dann einfach um Kinder von 0 bis 18 und alles, was dazu gehört: deren Krankheiten, Gefahren, Notfälle, Beschäftigungen ... also Dinge, die man in dem bevorstehenden Jahr gebrauchen könnte. Auch ein Tag in New York City gehörte zum Programm. Mit den neuen Freunden ging es auf den Rockefeller Center und auf die 5th Avenue.

Am 3. Juli war der große Tag gekommen, das erste Treffen mit der Gastfamilie. Für mich bedeutete das: in den Flieger nach Seattle steigen. Meine Gastfamilie wohnt 40 min südlich von Seattle, in Tacoma, Washington. Washington liegt ganz im Nordwesten der Staaten und ist wohl einer der schönsten Staaten überhaupt. Der Staat wird durch die Cascades in den grünen Westen und den trockenen Osten geteilt. Tacoma liegt im Westen des Staates und direkt am Puget Sound, es dauert zwei Stunden bis zum Pazifik und ebenso lang in zahlreiche Nationalparks - von Mt. Rainier über den Regenwald bis hin zu den Olympics.
Meine Gastfamilie besteht aus Hostmom (eine Zahnärztin), Hostdad (ein Lehrer) und den vier Jungs Seamus (12), Liam (9), Finnian (5) und Colm (3).
Die ersten Wochen war mein Hostdad noch zu Hause, weil ja noch Ferien waren, im frühen Herbst wurde es dann aber ernst. Mein Alltag ging richtig los und somit stieg meine Verantwortung. Ein klassischer Tag in meinem Au-pair Leben: Morgens um 7 klingelte mein Wecker, zu dieser Zeit hatten beide Eltern schon das Haus verlassen. Um 7.30 am habe ich die drei Ältesten geweckt, ihnen die Klamotten rausgelegt oder anziehen geholfen (bei besonderer Müdigkeit von Finnian) und dann Frühstück gemacht. Es gab eigentlich jeden Morgen Cereal oder so künstliche Waffeln für den Toaster. Dann wurden die Kids noch einmal hoch zum Zähne putzen geschickt, mussten Schuhe anziehen und Rucksack packen. Gegen 8.15 am kam dann meistens der Opa, der die Kids zur Schule gefahren hat. Zurück blieben also Colm und ich. Ich habe mich mit Hausarbeit beschäftigt, also aufgeräumt, gespült, die Wäsche angestellt. Dann hatte der Kleine meistens Programm. Entweder bin ich mit ihm zum Schwimmen oder Turnen ins YMCA gefahren, er hatte eine Stunde für Kids in der Kirche oder wir sind einfach nur in den Park gegangen und haben gespielt. Mittags nach dem Lunch musste der Kleine dann noch einmal ab ins Bett oder in die Pre-School - je nach Wochentag. Das war dann etwas ruhiger für mich, ich habe zwar eingekauft, Wäsche gemacht und angefangen zu kochen, aber war mal kurz kinderfrei.
Um 3 pm kamen die Jungs dann aus der Schule und aus der gerade so schön hergestellten Ordnung wurde wieder Chaos. Entweder ging es für die beiden Großen zum Fußball oder zum Tennis, oder sie konnten sich schon frühzeitig mit den Hausaufgaben beschäftigen. Gegen 5 pm waren dann meistens alle zu Hause versammelt und wir haben Dinner gegessen. Danach war ich dann offiziell „off“. Ich hatte also jeden Abend frei und auch das Wochenende meistens.
Da habe ich mich manchmal einfach entspannt, bin laufen gegangen oder spazieren. Ich habe mich mit anderen Au-pairs getroffen oder mit Freunden, die ich aus meiner Kirche kannte. Zusammen haben wir viel entdeckt, haben Ausflüge in und um Washington gemacht. Einmal im Monat gab es dann immer ein Au-pair Meeting, also ein Treffen, wo alle Au-pairs aus der Region zusammenkommen und sich austauschen und etwas Schönes unternehmen.
Die Familie hatte noch ein Ferienhaus in Oregon, da sind wir für verlängerte Wochenenden immer hingefahren, das war auch super!
In meinen zwei Wochen Urlaub war ich in Südflorida (da hab ich mich mit einem Au-pair aus der Training School getroffen), San Francisco (dort hab ich eine andere Reisende Mitabiturientin besucht), auf O’ahu, Hawai’i (mit einer Einheimischen, die in Tacoma studiert hat) und in Oregon (für ein Wochenende mit meinen Eltern, die mich besucht haben).
Am Ende des Jahres steht dann das bevor, worauf sich alle Au-pairs am meisten freuen: Der Reisemonat! Durch das Visum hat man einen Monat Zeit um „auszureisen“, das nutzen natürlich alle, um sich für das Jahr Arbeit zu belohnen. Bei mir ging das Anfang Juli los, also im Hochsommer. Mein Freund ist aus Deutschland gekommen und hat mich quasi abgeholt. Wir haben uns in Las Vegas getroffen und sind von da aus mit einem Mietwagen durch die schönsten Nationalparks in Utah, Arizona, Nevada und California gefahren, am Ende dann rüber nach San Francisco, die Küste gen Süden bis nach L. A. und zurück nach Vegas. Diese drei Wochen waren sicher einer meiner Höhepunkte des Jahres, wir haben die schönste Natur gesehen und diese durch Backpacking hautnah erlebt!

Es gibt so viele Dinge, die ich in diesem Jahr mitgenommen und gelernt habe, das lässt sich gar nicht zusammenfassen.
Die wachsende Beziehung zu den Kindern ist natürlich eines der schönsten Momente. Die ganzen „I love you“ Worte werde ich bestimmt nie vergessen.
Ich habe sehr viel im Umgang mit Kindern gelernt, Verantwortung zu tragen, für sieben Leute zu kochen, für vier wilde Jungs zu waschen und viel über mich selbst.
In so einem Jahr macht man sich natürlich viele Gedanken über das Leben, was man wirklich will und was einem wirklich wichtig ist. Man lernt Dinge schätzen, die vorher selbstverständlich waren und man bekommt die „Mama-Sichtweise“ und versteht Einiges, was vorher doch so unverständlich war.
Ich würde jedem ein solches Jahr empfehlen, man wird um einige gute und schlechte Erfahrungen reicher und bekommt eine neue Perspektive auf’s Leben. Man kommt wieder und ist gefestigter in seinen Meinungen und Ansichten, dazu offener und toleranter als je zuvor.
In diesem Sinne: Go and see America the Beautiful!

 

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