Zoom sei Dank – am 29. November erschien auf der Projektionsfläche im Klassenraum der 8a der österreichische Historiker Dr. Christian Jostmann. Er hatte sich bereitgefunden, mit den Schülern über sein jüngstes Buch zu diskutieren. Jostmann übersetzte in minutiöser Kleinarbeit die Aufzeichnungen des Antonio Pigafetta aus einer frühen Form des Italienischen ins Deutsche. Pigafetta gehörte zur Mannschaft von Magellan, der als erster Weltumsegler in die Geschichte einging, obwohl dies gar nicht stimmt.

„Fake News“, gewissermaßen. Jostmann klärte uns darüber auf, dass Magellan nie die Absicht hatte, die Erde zu umschippern, und er kam auch nie wieder in Europa an, sondern starb in einem Scharmützel mit Einheimischen auf den Gewürzinseln.
Pigafetta hingegen schrieb einen auch heute noch faszinierenden Bericht über die Fahrt, der allerdings bislang nie in kompetenter Form auf Deutsch erschienen war. Frühere Bearbeiter des Textes hatten viele, sagen wir einmal „pikante“ Details herausgelassen und sogar manches hinzuphantasiert.

Die Klasse 8a hatte den Reisebericht zuvor im Unterricht in Auszügen gelesen und war wohl präpariert mit Fragen. Wir konnten Dr. Jostmann sogar auf eine fehlende Fußnote zu einem seltsamen „Nabelschwein“ hinweisen, was er bei der Neuauflage des Buches berücksichtigen will.
Er gab uns mit auf den Weg, zu versuchen, die Menschen der Vergangenheit nicht vorschnell aus heutiger Sicht zu Helden oder Schurken zu machen, sondern sie nach den Maßstäben der damaligen Zeit zu beurteilen. Pigafetta und Magellan verglich er mit den Raumfahrern unserer Tage.
Ein kecker Schüler fragte am Ende, wieviel der Autor denn mit seinem Buch bislang so verdient habe. Jostmann war um eine Antwort nicht verlegen und gab schmunzelnd an, dass sein Honorar wohl für einen netten Mittelklassewagen ausreiche. Nach mehr als einer Zeitstunde des Fachsimpelns mussten wir uns dann voneinander verabschieden.