Rolland führt als Kodaly-Schüler ureuropäische Traditionen fort, die bei uns leider durch die berechtigte Kritik an einem nur "musischen" Unterricht (Adorno u.a.) z. T. verloren gegangen sind. Musik zu lernen, indem man Musik macht, und nicht indem man Theorie ohne Bezug zum klanglichen Phänomen betreibt, scheint uns der natürliche Weg zur parallelen Entwicklung von Können und Wissen zu sein. Sich unterhalten über Musik oder reflektieren über Musik setzt doch voraus, dass Musik erlebt und erfahren worden ist. Warum soll ein(e) Schüler(in) die Analyse einer Taktart oder Tonart für wesentlich halten, wenn er oder sie nie gespürt hat, wie diese Parameter den Charakter eines Stückes prägen? Diese Erfahrungen können nicht früh genug gemacht werden, sind aber auch in der Sek I und Sek II noch vermittelbar.

Die Ziele eines Streicherklassenunterrichts in den Klassen 5 und 6 eines Gymnasiums können so beschrieben werden:
Die SchülerInnen sollen nach zwei Jahren ein Streichinstrument soweit kennengelernt haben, dass sie eine begründete Entscheidung darüber treffen können, ob Sie dieses Instrument weiter erlernen möchten oder nicht.

Einerseits muss der Unterricht daher instrumentalpädagogisch so gut sein, dass weiterer Instrumentalunterricht auf den Grundlagen aufbauen kann. In die Rolland-Methodik sind jahrelange Forschungsarbeiten und jahrzehntelange Erfahrungen mit gemischten Großgruppen eingegangen. So liefert sie eine verlässliche Grundlage für Anpassungen an die Situation an deutschen Schulen, wie sie von Don Miller und Bernd Zingsem sowie den an der Projektdurchführung 1992-1995 beteiligten LehrerInnen zu einem wesentlichen Teil geleistet worden ist.

Andererseits müssen alle Schüler nach dem Ende des Streicher­klassen­unterrichts erfolgreich und motiviert auch an "normalen" Musikstunden der Folgeklassen teilnehmen können. D.h., der Anteil an vermitteltem theoretischen Wissen muss so groß sein, dass die Teilnahme am weiteren Musikunterricht der Sek. I und Sek. II gefördert wird. Diese verpflichtenden Inhalte müssen in der Fachkonferenz Musik genau abgesprochen sein.