81 Grabkreuze und ein Hochkreuz wurden bereits 1952 auf der Kreisehren­gedenkstätte in Gosenbach aufgestellt, um der gefallenen Soldaten des Ersten und Zweiten Weltkriegs zu gedenken. Heute wird allen Kriegsopfern gedacht. Fotos: Tim Lehmann

Gosenbach. Kranzniederlegung und Gedenk­stunde zum Volkstrauertag auf der Kreis­ehrengedenkstätte

Kreisweit fanden Gedenkveranstaltungen zum Volkstrauertag statt.

tile ■ Mit Blick auf die zahlreichen Brandherde der Welt verwundert es nicht, dass Vergangenheit und Gegenwart gestern bei der zentralen Gedenkfeier des Kreises Siegen-Wittgenstein zum Volkstrauertag gleichberechtigte Rollen zukamen. In ihrer Begrüßungsrede nahm stellv. Landrätin Jutta Capito Bezug auf die aktuelle Flüchtlingsbewegung, den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS), den Krieg in Syrien, gedachte der bisher 10 000 zu bekla­genden Opfer im Ukraine-Konflikt, aber erinnerte auch an die Bundeswehrsoldaten, die in den vergangenen Jahren im „Einsatz zur Friedens­sicherung", etwa im Kosovo und in Afghanistan, ihr Leben gelassen haben. Gleichzeitig rief sie dazu auf, dass „70 Jahre Frieden in den Köpfen verankert" werden müssten und warnte angesichts der Flüchtlingssituation vor einer inländischen Zerreißprobe, in der es klar Stellung gegen Fremdenfeindlichkeit zu beziehen gelte. Dazu sei eine „sachliche, lösungsorientierte Debatte" nötig, man dürfe der Hetze keinen Raum geben auch in den sozialen Netzwerken müsse man gegen den Hass vorgehen. In Zeiten wie diesen, so Capito, seien Werte wie Rechtstaatlichkeit, Demokratie und Weltoffenheit in Deutschland wichtiger denn je und müssten geschützt werden. „Weltfrieden beginnt bei jedem Einzelnen", gemahnte die stellv. Landrätin.

Vor den Menschen, die sich an der Kreisehrengedenkstätte in Siegen-Gosenbach eingefunden hatten - unter ihnen auch die Bundestagsabgeordneten Willi Brase und Volkmar Klein sowie weitere Kreisund Lokalpolitiker -, spannte auch Michael Freundt den Bogen von den Tagen der beiden Weltkriege bis ins Hier und Jetzt. „Es ist gut und richtig, der Toten zu gedenken und ihnen die Ehre zu erweisen, die sie verdient haben", betonte der Diakon der kath. Kirchengemeinde Peter und Paul Siegen die Bedeutung des Sich-Erinnerns. Er schloss sich dem jüngst zurückgetretenen Präsidenten des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Markus Meckel an, der zuletzt noch den Gegenwartsbezug in der Arbeit des Vereins herausgestellt hatte.

Zudem verwies Freundt auf das vom Papst ausgerufene „Jahr der Barmherzigkeit", das am 20. November endet. Die Bestattung der Toten sei eines der sieben Werke der Barmherzigkeit. Weitere dieser Werte hätten sich im vergangenen Jahr in den vielen Begegnungen mit Geflüchteten gezeigt und zeigten sich immer noch. „Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan", zitierte der Diakon Matthäus 25, 40. Abschließend erinnerte Freundt an die „friedliche Allzweckwaffe der Christen - das Gebet": „Beten Sie für Frieden. Beten Sie für all das, was Ihnen im Herzen brennt!"

Mitgestaltet wurde die Zeremonie, die mit der Niederlegung der Kränze vor dem Hochkreuz ihr Ende fand, vom Bläserkreis Niederscheiden, von „SiWi Vokal", dem Chor der Kreisverwaltung, sowie von Schülern des Gymnasiums Am Löhrtor in Siegen. Sie lasen Auszüge aus dem Buch „Nordpol-Richard 4: Aus der Bomben- und Bunkerzeit im Siegerland" vor, in dem der in Geisweid geborene Arzt Erich Baeumer seine Erlebnisse in den Kriegsjahren und Erinnerungen an die Zerstörung der Stadt Siegen niedergeschrieben hatte. Die Schüler legten gelbe Rosen auf die 81 Grabkreuze der Kreisehrengedenkstätte.

Im Lauf des Tages fanden in anderen Orten des Altkreises Siegen ebenfalls Gedenkveranstaltungen statt, zu denen der Kreisverband des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge eingeladen hatte.