Schüler der Siegener Abiturklasse 1914 auf der Siegbrücke. Über den „Feldkurier", Briefe und die Zeitschrift „Abiturientia" halten die ehemaligen Klassenkameraden während des Kriegs Kontakt. foto: privat/familie göbel

Film „Abiturientia 1914” wird Schulleiter und Gymnasium am Löhrtor übergeben

Von Laura Baer

Siegen. Zu achtzehnt sind sie, als sie 1914 ihr Abitur am damaligen Siegener Jungenreal­gymnasium machen - sechs der jungen Männer überleben den Ersten Weltkrieg nicht. Heute sitzen drei Oberschulklassen in der Aula des Gymnasiums am Löhrtor und schauen den Film „Abiturientia 1914”, der das Schicksal der Abitur­klasse während des Kriegs nachzeichnet. „Das ist ein Teil der Schulgeschichte”, sagt Schulleiter Reiner Berg über den Film, der heute offiziell zur Veröffentlichung auf der Website der Schule übergeben wird.

Das Thema
102 Jahre trennen die Jugendlichen von damals und heute; trotzdem: Es ist eine ähnlicher Lebensabschnitt, in dem sie sich befinden. Nach dem Abi verteilen sich die Absolventen des Jahrgangs 1914 über ganz Deutschland, der Kontakt bleibt über Briefe erhalten. Doch dann bricht der Krieg aus - von Patriotismus erfüllt meldet sich mehr als die Hälfte der ehemaligen Klasse freiwillig für den Kriegsdienst. Eine Briefesammlung, das Buch „Feldkurier" und die Zeitschrift „Abiturientia" helfen den Siegenern an der Front und auf Heimaturlaub, in Kontakt zu bleiben.

Die Umsetzung
Historiker Dieter Pfau und Journalist Christian Albrecht nutzten als Quellen für den zehnminütigen Film Textdokumente und Fotografien aus dem Siegener Stadtarchiv - die Bewegtbilder stammen aus einem Staatsarchiv aus den USA. Basierend auf den historischen Quellen, lassen sie einen Absolventen des damaligen Abiturjahrgangs die Geschichte erzählen; „Dabei haben wir versucht, so authentisch wie möglich zu bleiben”, sagt Pfau.

Die Stärken
„Die Geschichte ist sehr persönlich beschrieben; es ist gut, dass es kein offizieller Bericht ist und jemand in einem ähnlichen Alter erzählt”, sagt Sonja Büdenbender, die in die Q1 geht. Die Geschehnisse aus Sicht eines Beteiligten erzählen zu lassen, findet auch Benjamin Schmidt sinnvoll: „So kann man das Lebensgefühl und die Idee der Menschen nachvollziehen.”

Die Bedeutung
„Es ist wichtig, alte Sachen zu archivieren, um zu lernen und Fehler zu vermeiden”, sagt Kevin Dinaj. Aus historischen Ereignissen entstehe auch immer etwas Neues, so Donika Tahiril. „Verträge und Bündnisse können wichtig für neue Systeme wie zum Beispiel die Demokratie sein.” Das Thema Krieg habe auch angesichts aktueller Krisen eine hohe Relevanz und Bedeutung, betont Schulleiter Reiner Berg. „Es geht darum, sich aus der Geschichte heraus aktuellen politischen Fragen zu stellen.”