Bürgermeister Steffen Mues, Bundestagsabgeordneter Willi Brase und Schulleiter Dr. Reiner Berg zeigen Einsatz: Mit ihrer Hand protestieren sie gegen Kinder­soldaten weltweit.      Foto: Jennifer Wirth

Aktion gegen den Missbrauch von Kindern. Willi Brase überbringt Abdrücke

Von Jennifer Wirth

„Siegen. Wie im Rausch. Gefügig gemacht durch Drogen. Man gibt ihnen Waffen und zwingt sie zum Töten. Ihre Freunde, Geschwister, Eltern. Sie haben keine andere Wahl, sind verzweifelt, haben Angst. Es sind Minderjährige. Blut klebt an ihren kleinen Händen. Eine Schule sehen sie meist nicht von innen. Wenn sie nicht töten, werden sie selbst zum Opfer: Kindersoldaten gibt es weltweit. Und der Red Hand Day am Freitag, 12. Januar, will auf den Missbrauch von Kindern als Soldaten aufmerksam machen.

„Noch heute träume ich davon."
„Das gehört zum Abscheulichsten, das Menschen sich ausdenken können", sagt Bürgermeister Steffen Mues am Dienstag in der Aula des Gymnasiums Am Löhrtor. Dort findet eine gemeinsame Aktion von Gymnasium, der Kindernothilfe Siegen und der Hilfsorganisation Terre des Hommes gegen den Missbrauch statt. Das Junge Theater Siegen tritt auf, und Michael Davies, ein ehemaliger Kindersoldat aus Sierra Leone, spricht über seine Erfahrungen. Alle Beteiligten sagen Nein zu Kindersoldaten und fordern die Politik auf, sich gegen die Menschenrechtsverletzungen einzusetzen. Kindersoldaten gibt es nicht nur in Afrika. Auch in Asien oder Afghanistan werden Kinder an die Front geschickt. Es ist ein weltweites Problem.

Initiative der Kindernothilfe
Schüler der Stufen 8 und 9 haben im Vorfeld viele rote Hände als Zeichen gegen die Ausbeutung gesam- melt. Seit dem Tag der Menschenrechte, 10. Dezember, setzen sie sich mit dem Thema an ihrer Schule auseinander. „Die Initiative ging von der Kindernothilfe Siegen aus. Dann haben die Schüler einen Film über das Schicksal der Kinder gesehen und an verschiedenen Workshops teilgenommen", sagt Lehrerin Vera Völkmann.

Schnell sei man sich einig gewesen, dass man „Hände sammeln" wolle. Einige hundert rote Farbabdrücke zieren »oun. zwei .weiße Tapetenrollen. Diese übergeben sie am Dienstag an den SPD-Bundestagsabgeordneten Willi Brase. „Es ist eine Ehre für mich, diese Hände als Zeichen mit nach Berlin zu nehmen", sagt Brase. Er wird die Rollen des Gymnasiums sowie eine des Siegener Stadtrats dem Menschenrechtsbeauftragten des Bundestages überreichen. Dieser wiederum soll dafür sorgen, dass sie an die Vereinten Nationen weitergeleitet werden.

Steffen Mues würdigt das Engagement Wölfgang Hobinkas von der Kindernothilfe und der Schüler. Seit 2010 klärt Hobinka an Schulen über Kindersoldaten auf. „Und viele Schüler haben schon insgesamt über 5000 rote Hände für die Initiative Red Hand Day gesammelt", so Mues.

Ehemaliger Kindersoldat
Michael Davies zieht die Schüler in seinen Bann. Seit 2010 lebt der 37-Jährige in Deutschland, hat eine Schule besucht und eine Ausbildung gemacht. In seinem Heimatland musste er kämpfen, heute klärt er Jugendliche auf. „Eure Eltern haben alles getan, um euch ein gutes Leben zu schenken - werft das nicht weg, macht etwas daraus", sagt er. Er ermutigt und versprüht Energie. ,Wir tun etwas. Wir bilden uns, haben Vorbilder und reden mit Politikern - das ist gut." Zwei Jahre habe er eine Therapie gemacht. „Noch heute träume ich manchmal von meiner Zeit als Kindersoldat." Aber er habe sein Trauma verarbeitet und die Musik für sich entdeckt. „Musik ist meine Medizin."