Gibt es in Serbien Gäule auf Gummi? Eigentlich war dies nicht die Forschungsfrage, die drei Schüler aus dem Lateinkurs der 9. Klasse nach Belgrad brachte. Sie wollten dort vielmehr am XIII. Gymnasium der Stadt die Ergebnisse ihrer Recherchen zum Beitrag deutscher Archäologen vorstellen.

Es ging insbesondere um Johann Albrecht von Reiswitz, der in den 1930er und 1940er Jahren den Spaten schwang, und Christoph Rummel, der heute in Serbien gräbt. Beide waren für das Deutsche Archäologische Institut tätig.

Angekoppelt war dieses Erasmus-Plus-Projekt an den Lateinunterricht. Untergebracht waren unsere discipuli und die eine discipula in Gastfamilien. Neben dem Besuch verschiedener Unterrichtsstunden – in einer Lateinstunden konstruierte einer der Löhrtor-Schüler sogar ohne Scheu einen Satz an der Tafel – war einer der Höhepunkte der Schülervortrag in englischer Sprache mit dem Titel „Controversial contribution? German archaeologists and Serbia“, welcher vor Schülern und Lehrern in der ehrwürdigen Bibliothek der gastgebenden Schule stattfand.

Im Vorfeld des abendlichen Vortrags wurde gemeinsam die Belgrader Stadtfestung, der Kalemegdan, besichtigt. Dort fanden im 2. Weltkrieg Grabungen unter deutscher Leitung statt, bei denen Reste des Lagers der IV. Legion ausgebuddelt wurden. Dazu gehörte eine Bleileitung. Einer unserer Schüler hatte sich bei den diversen Proben des Referats dazu in unserer Schule im Vorfeld der Fahrt standhaft geweigert, das englische Wort für „Blei“ – „lead“ – richtig auszusprechen und beharrte standhaft auf der Aussprache, die „lead“ sich mit „feed“ reimen ließ. Alle hingen während des eigentlichen Vortrags dann gebannt an seinen Lippen. Würde er den lapsus horribilis wiederholen? Aber der versierte Neuntklässler drehte den Spieß um und machte aus seiner ursprünglichen Aussprachebredouille einen spontanen Witz! Noch dazu auf Englisch. Bravo.

Um die klassische Archäologie nicht nur über Beamer und Leinwand zu erfahren, besichtigten die serbischen und deutschen Schüler auch gemeinsam die Ausgrabungsstätte Viminacium, eine römische Stadt mit ehemals dreißigtausend Einwohnern.

Während der Autofahrt dorthin rief einer der Löhrtor-Schüler plötzlich: „Schaut, ein Pferd auf Rädern!“ Die serbischen Straßen haben zwar einiges an Abenteuern zu bieten, aber Huftiere dieser Art, so glaubten wir zumindest, sind wohl dem eher dem Reich der Mythologie zuzuordnen, denn es war lediglich ein Mädchen mit sehr langen Haaren auf ihrem Fahrrad.
Es blieb trotz der Kürze der Zeit noch ausreichend Gelegenheit dazu, Zeit mit den Gastfamilien zu verbringen. Unsere discipula wurde groß ausgeführt in ein edles Hauptstadtrestaurant und einem der discipulorum wollte der Opa sogar eine nicht unerhebliche Geldsumme schenken!

Am Ende aber sollten wir gewissermaßen doch ein equum auf Rädern sehen. Bei der Fahrt zum Flughafen erspähten wir auf dem Bürgersteig einen klapprigen Klepper, der ein Wägelchen die Straße entlang zog.
Im April 2024 erwarten wir den Gegenbesuch der serbischen Gymnasiasten mit ihren beiden Lehrerinnen, denen wir dann das römische Erbe unseres Bundeslandes nahebringen werden. Ob wir aber Pferde auf Rädern aufbieten können, bleibt zu bezweifeln.

belgrad-2023-1
belgrad-2023-1
belgrad-2023-2
belgrad-2023-2
belgrad-2023-3
belgrad-2023-3
belgrad-2023-4
belgrad-2023-4