Der Aquarienraum Ende der 90er, mit Mitgliedern der AG. Foto: privat

gmz Siegen. Die drei Aquarien im oberen Foyer, das die beiden Bauteile des Gymnasiums am Löhrtor verbindet, wurden schon beim Bau mitgeplant. Dr. Frieder Kötz, dessen Einschulung am Löhrtor mit der Einweihung des neuen Gebäudes im Jahr 1954 zusammenfiel (der Vorgängerbau ist im Krieg zerstört worden), erinnert sich im Gespräch mit der Kinderredaktion, wie fasziniert er und seine Mitschüler von den Aquarien waren.Und von den Fischen, Schildkröten und anderen Tieren, die darin lebten.

Betreut wurden die Aquarien damals von Dr. Franz Rombeck, dem Biolehrer der Schule, der es wohl verstanden hat, Schüler (bis zu Beginn der 1970er-Jahre war das Löhrtor ein reines Jungengymnasium) für Biologie zu begeistern. Viele seiner Schüler haben sich dann auch für einen Beruf im naturwissenschaftlichen Bereich entschieden. „Das hat uns geprägt“, sagt Frieder Kötz.

An eine wissenschaftliche Arbeit erinnert sich Frieder Kötz besonders: Sein Klassenkamerad Norbert Elsner beschäftigte sich intensiv mit den Axolotl, die damals in einem Becken lebten. Das sind eigentlich aus Südamerika stammende Schwanzlurche, eine Molchart, die geschlechtsreif wird, ohne ihre Larvengestalt zu verändern, wie es bei Wikipedia heißt. Norbert Elsner hat herausgefunden, wie man sie dazu bringen kann, die Larvenform abzulegen. Er gab den Larven das Schilddrüsenhormon Thyroxin, das bewirkte, dass sie sich in terrestrische (also auf dem Land und nichtim Wasser lebende) und lungenatmende Querzahnmolche verwandelten. Dass sie im Wasser im Larvenstadium bleiben, liegt nämlich an einer im Laufe der Evolution erworbenen Veränderung der Schilddrüsenfunktion. Und die kann man mit Thyroxin beeinflussen.

Norbert Elsners Arbeit war damals so gut, dass er den Schülerpreis der Leopoldina erhielt, erinnert sich Frieder Kötz. Das ist die Deutsche Vereinigung der Naturforscher, also ein wirklich wichtiger Zusammenschluss von Forschern. Norbert Elsner ist übrigens auch bei der Naturwissenschaft geblieben: Er wurde u.a. in Göttingen Professor für Neuroethologie und beschäftigte sich mit dem Nervensystem von Insekten. Und das alles hat begonnen mit den Aquarien in der Schule …

Und auch Dr. Frieder Kötz ist irgendwie bei den Aquarien geblieben: In seiner Kinderarztpraxis stand auch ein Aquarium, das den Kindern im Wartezimmer eine tolle Ablenkung und beruhigende Unterhaltung bot, während sie warteten!

Die drei Aquarien gehören zur Schule wie die Aula. Immer hat es Schülerinnen und Schüler und natürlich auch Lehrerinnen und Lehrer gegeben, die sich intensiv um die Becken und ihre Inhalte gekümmert haben. Während in den 1950er-Jahren u.a. solche Exoten wie Axolotlin den Becken saßen, neben den „normalen Wasserschildkröten”, so gab es Ende der 1990er-Jahre, als Peter Müller in der Aquarium-AG mitmachte, vor allem Welse, Guppys oder Platys. Wie heute. Vielleicht lebte der mindestens 28-jährige Wels, der jetzt noch in einem der Becken lebt, damals schon?

Die Welse, erinnert sich Peter Müller im Telefonat mit der Kinderredaktion, versteckten sich immer unter den Pflanzen: Wie viele im Aquarium waren und wie sie aussahen, war meistens gar nicht festzustellen: Man sah sie selten! Auch er erinnert sich gerne an die AG: „Das war eine tolle Truppe!“

Beim Besuch der Kinderredaktion konnte man sehen, wie viel Spaß alle an dem Umgang mit den Fischen und der Schildkröte haben. Und, so Alexandra Plessing-Mau, die Schülerinnen und Schüler lernen viel: Verantwortung, sich selbst organisieren (wer übernimmt welche Aufgabe in dieser Pause?), und auch mal Unangenehmeres machen wie ein Becken säubern …