Die Quadrate tanzen um die Schule.

Ein Kunstwerk an der Fassade „lockt“ zum Löhrtor-Gymnasium

gmz Siegen. Das ist das Löhrtor-Gymnasium. Weiß jeder. Jeder, der es weiß, denn das große Gebäude an Oranien- und Spandauer Straße, an das sich die ehemalige Bühne der Stadt Siegen anschließt, ist zwar markant, aber nicht als Schule gekennzeichnet. Den Eingang ziert zwar eine Bronzetafel, die den Namen nennt und die Geschichte der Schule kurz darstellt, aber sie ist so klein, dass sie nicht wahrgenommen wird.

Der Eingang, der etwas versteckt hinter den Bäumen in der Oranienstraße liegt, sollte mehr ins Auge fallen. Das wünschten sich die Schulleiter schon lange, auch Dr. Andreas Schön, lange Jahre Vorsitzendes des Fördervereins, plädierte für eine künstlerische Lösung: Denn die würde sicher nachhaltiger sein und ästhetischer werden als ein Schriftzug am Gebäude oder ein Banner auf den Grünflächen.

Die Vorstellung, mit einem Kunstwerk auf die Schule aufmerksam zu machen, verfestigte sich, nahm Konturen an, und schließlich wurde Lutz Dransfeld beauftragt, „sich was zu überlegen“. Der in Berlin lebende Künstler und Architekt mit heimischen Wurzeln (von ihm stammen z.B. auch der Spielfisch neben der Martinikirche und die dazugehörige Skulptur vor dem Portal) ist bekannt für seine raumbezogenen Arbeiten, wie sie beispielsweise die Gänge des Marienkrankenhauses zieren.

Lutz Dransfeld, dessen Vater auch Löhrtor-Schüler war, erkundete die Situation vor Ort, setzte sich mit Schulgeschichte und Schulbild auseinander und entwickelte schließlich einen Entwurf, der die Schule sichtbar macht.

Er bezieht sich dabei formal auf eine Image-Broschüre, die das Gymnasium vor Jahren hat entwerfen lassen, in der das wiederkehrende Emblem eine Reihe von Quadraten ist. Die greift er auf, lässt die definierten Formen als Rahmen über die Fläche und die Wand hinaufsteigen, an der Ecke sichtbar von der Hauptverkehrsstraße aus. Die starren Rahmen gäben festen Halt, der Experimente und Erkundungen zuließe, erläutert der Künstler.

Die um die Ecke tanzenden Quadrate finden eine Entsprechung in einer weiteren Wandskulptur, die links neben dem Eingang die Wand erklimmt - mit bestechender Leichtigkeit.

Die Alurahmen in kräftigen Neonfarben, die die Farben des Wandgemäldes an der Aula aufgreifen und verändern, sind offen, lassen Einblicke, Durchblicke und Fokussierungen zu, bieten einen Ausschnitt ebenso wie das „große Bild“. Sie laden zum Spielen ein.

Und da Beteiligung, Partizipation, ein wichtiges Stichwort im Schul- und Lernalltag (und nicht nur da) ist, schlägt Lutz Dransfeld vor, die Rahmen in der Schule fortzusetzen, wo sie von den Schülerinnen und Schülern bespielt werden können. Die Rahmen sollen sich durch das ganze Haus ziehen, an Wänden und Decken, in Nischen und Ecken, und mit Arbeiten, die in der Schule entstanden sind, bestückt sein. Vielleicht hinterlässt demnächst ja jeder Abi-Jahrgang seinen Rahmen?! Ideen gibt es jedenfalls schon viele, betont Schulleiter Dr. Reiner Berg.

Die Rahmen werden von der Firma Schilder Utsch hergestellt und wetterfest beschichtet. Der Kostenrahmen für das iterativ entwickelte und in mehreren Stufen umzusetzende Projekt beträgt rund 20 000 Euro, die aus Spenden und Mitteln des Fördervereins aufgebracht werden.

Nachdem sich die Verantwortlichen mit Siegens Baudezernent Henrik Schumann und Jörg Heide von der Koordinierungsstelle Technische Gebäudewirtschaft der Stadt abgestimmt hatten, stellten Dr. Andreas Günther, Vorsitzender des Löhrtor-Fördervereins, Schulleiter Dr. Reiner Berg und Lutz Dransfeld das Projekt im Kulturausschuss Siegen vor, um sich „emotionale Unterstützung“ für die Kunst am Bau am städtischen Gebäude zu holen. Die sie auch auf breiter Front vom Ausschuss erhielten, der das Projekt befürwortete.

Astrid Schneider, Leiterin von Kultur-Siegen, wies darauf hin, dass das Vorhaben ja genau in das städtische Konzept zur Förderung der Kunst im öffentlichen Raum passe - als private Initiative.

Mit den Okays in der Tasche kann es jetzt an die Umsetzung gehen. „Die Schülerinnen und Schüler freuen sich schon darauf“, betonte Reiner Berg.