Mit dieser schlagkräftigen Redaktion hat die „Kleine Freiheit“ am Siegener Löhrtorgymnasium wieder Fuß gefasst. Foto: Jan Schäfer

Die Stadt Siegen blickt in diesem Jahr auf eine 800-jährige Geschichte zurück. Auf immerhin die Hälfte dieser beeindruckenden Zeitspanne kommt die Schülerzeitungstradition am ältesten Gymnasium der Stadt am Löhrtor – ein aktuelles Projekt passt deshalb nur zu gut ins Bild.

Von Jan Schäfer

SIEGEN. Das gedruckte Wort ist nach wie vor angesagt am ältesten Gymnasium des Siegerlandes. Mit der Neubelebung der „Kleinen Freiheit“ gehört die Schülerzeitung des Gymnasiums am Löhrtor (GaL) wieder zum guten Ton. Und den möchten die Macher jetzt auch zum großen Stadtjubiläum anstimmen.

Die Tradition von Schülerzeitungen an diesem Gymnasium ist beachtlich. Vier Jahrhunderte geht sie bereits zurück - andere Schulen im Umkreis werden das wohl nie aufholen können. Dass die gedruckten Worte auch am Löhrtor nicht durchgehend und regelmäßig erschienen sind, liegt auf der Hand: Es müssen schon die richtigen Macher am Werk sein, damit eine Begleitung des Schulalltags in Wort und Bild gelingt. Permanenter Wechsel an Schülergenerationen macht das nicht leicht. Mal läuft’s, mal wieder nicht.

Derzeit haben sich am GaL offenbar wieder die Richtigen gefunden: die Macher, die schreibbegeisterten Chronisten, die das Schulleben abbilden, kommentieren und inspirieren möchten. Die „Kleine Freiheit“ hat sich gerade wieder zu einer festen Institution entwickelt. Nicht die digitale Transformation brachte dabei den Durchbruch. Die in Corona-Zeiten an den Start gebrachte Online-Version der Schülerzeitung floppte. Erst mit der Rückbesinnung auf das Printprodukt kam wieder Schwung auf - wenn auch nicht sofort.

Von der ersten Redaktion, die vor anderthalb Jahren das Comeback der gedruckten Schülerzeitung verantwortete, sind nicht mehr viele übriggeblieben. Lukas Töpfer gehörte bereits damals dazu. Der heutige Chefredakteur blickt durchaus kritisch zurück auf diese Anfangszeit, in der längst nicht alles rund lief. Große Ambitionen gab es durchaus, beim ersten Heft der Wiederauflage aber habe man sich „maßlos verkalkuliert“. Themensetzung und Layout hätten sich als Flop erwiesen, die Zeitung sei zu „ernst“ gewesen.

Inzwischen hat sich ein munteres Dutzend von Schülern gefunden, das als neue Redaktion alte Strukturen über Bord geworfen hat. Die Aufgaben wurden anders verteilt, Hierarchien aufgebrochen, der Austausch untereinander gestärkt, Teamwork zur Maxime. „Die Redaktion ist jetzt demokratischer“, beschreibt Betreuungslehrerin Monika Liesegang die jetzige Ausrichtung. „Wir machen eine Zeitung von Schülern für Schüler“, sagt Lukas Töpfer. Nicht nur die feste Redaktion macht mit, jeder Schüler und jede Schülerin hat die Möglichkeit, Beiträge zu liefern. Berichte, Gedichte, Urlaubserinnerungen, Denkanstöße - die Textformen sind vielseitig. Auch beim Layout habend die Jungjournalisten dazugelernt.

Klare Worte bleiben dabei nicht aus, wenn nötig, wird auch schon einmal ein Finger in die Wunde gelegt – so wie in der jüngsten Ausgabe, in der ein Schüler mit afrikanischen Wurzeln das Thema Rassismus an der Schule durchaus kritisch anspricht.

Das Jubiläum der Stadt Siegen ist der „Kleinen Freiheit“ nun einen besonderen Beitrag wert: Das Team möchte eine etwa 60-seitige Sonderausgabe zum 800-Jährigen herausbringen. Nicht vom Löhrtor allein, sondern als richtige „Stadtschülerzeitung”.

„Von Schülern für Siegen“ lautet das Motto. Das Extrablatt soll von Schülern aus dem gesamten Stadtgebiet mitgestaltet werden und eine „andere Perspektive“ auf die Stadt werfen.

Alle Schulen der Stadt wurden dazu eingeladen, ihre Mitarbeit zugesagt haben zehn – darunter auch vier Grundschulen. Zum Stadtfest (30. August bis 1. September) soll die namentlich noch nicht festgelegte Zeitung mit einer geplanten Auflage von 1000 Stück an einem eigenen Stand verkauft werden.

Langeweile dürfte so schnell nicht aufkommen in der Redaktion der „Kleinen Freiheit“. Ganz „nebenbei“ muss schließlich auch die nächste Ausgabe des eigenen Blatts auf die Beine gestellt werden. Und Nachwuchs, der muss auch her. Die „Freiheit“ soll schließlich noch lange leben.