Eines Tages ging Mia mit ihrer Schulklasse ins Museum. Sie wollten für ein Geschichtsprojekt die Pharaonenausstellung besu­chen. Aber Mia fand die Tier­schädel viel spannender. Als die Klasse zu der Ausstellung ging, sah das Mädchen die Schädel und log: “Ich muss mal auf die Toilette.“ Die Lehrerin war einverstanden und ging schon mal in die Pharaonenausstellung.

anne1Scheinbar fand außer Mia niemand die Tierschädel so interessant, denn sie war die Einzige. Als sie sich alle Schädel angeschaut hatte und gerade gehen wollte, näherte sich plötzlich eine dunkel gekleidete Person den Tierschädeln. Sie steuerte direkt auf den wertvollen Löwenschädel zu.
Dann ging alles ganz schnell: Die Person nahm den Schädel aus der Vitrine, ohne dass der Alarm losging und ohne Mia zu bemerken. Das Mädchen wollte schreien, doch die Person war spurlos verschwunden. Sie überlegte, ob sie die Polizei oder ihre Lehrerin rufen sollte, aber wenn Mia sagen würde, dass sie Zeugin eines Raubüberfalles wurde, würde ihr keiner glauben und sie würde als Verdächtige oder sogar als Täter dastehen. Deswegen beschloss das Mädchen, es erst einmal für sich zu behalten und zur Klasse zurückzugehen. Als Mia wieder bei der Klasse war, konnte sie sich nicht mehr konzentrieren. Sie musste daran denken, dass der Täter noch frei herumlief.

Am Nachmittag kam das Mädchen von ihrem Ausflug zurück. Ihre Mutter war sehr neugierig und wollte wissen, wie es im Museum gewesen war. „Na Mia, hat es dir im Museum gefallen?“, fragte sie, doch das Mädchen antwortete nicht und ging stumm in ihr Zimmer. Sie warf sich auf ihr Bett und wurde ganz müde, schließlich schlief sie ein..... Mia träumte das Geschehen im Museum noch einmal. Sie sah den Täter, die Statur, die Muskeln. Die Person musste ein Mann sein. Als das Mädchen aufwachte, wusste es, dass es den Mann fangen musste. Aber alleine, das wusste sie auch, würde sie es nicht schaffen. Also schnappte sie sich das Telefon und rief ihre beste Freundin an. Sie hieß Annika und war das mutigste Mädchen, das Mia kannte. Annika war natürlich sofort dabei. „Wir müssen uns heute Abend rausschleichen“, flüsterte Mia in das Telefon hinein. „Ok, wir treffen uns an der alten verlassenen Burg heute Abend um halb zehn.“ Sie verabschiedeten sich und legten schließlich auf.

anne2Alles war still, man hörte nur die alte, verrostete Turmuhr. Zwei Personen näherten sich der Burg. Es waren Mia und Annika. Mia erzählte ihrer Freundin, was in dem Museum passiert war. „Eine Sache verstehe ich nicht“, sagte Annika, „wie kann sich die Person den Schädel einfach nehmen, ohne dass der Alarm angeht?“ Mia war sprachlos. „Also,... äh... also....“, stotterte sie. „Daran habe ich noch gar nicht gedacht.“ Annika überlegte: „Mhhhmmm... der Mann muss sich ja im Museum gut auskennen. Also gehen wir morgen nach der Schule direkt in das Museum und gucken nach Angestellten, die aus dem Museum entlassen wurden.“

Am nächsten Tag, als Mathe endlich vorbei war, gingen sie zum Museum. Die Mädchen rannten zu den Schädeln, aber die Polizei hatte alles abgesperrt und suchte im Moment nach Fingerabdrücken an der Vitrine. „Mist!“, sagte Annika leise, „Wir kommen zu spät.“ „Jetzt bleiben uns nur noch die Akten übrig, die wir durchsuchen können.“ Die Mädchen wollten gerade gehen, als einer der Polizisten etwas gefunden hatte und seinen Kollegen holte. „Das gibt’s doch nicht“, sagte der eine Mann zu dem anderen. „Das ist doch ... ein Salzahornblatt, das wie jeder weiß, nur an Küsten wächst.“ anne3Mia schaute Annika erleichtert an, denn sie hatte wirklich keine Lust ohne Anhaltspunkt über 1000 Akten zu durchwühlen und zu hoffen, dass eine davon ein Volltreffer war. Jetzt wussten sie wenigstens, dass der Täter an der Kaugummiküste leben würde, die einzige Küste in der Umgebung. Annika schaute sich um und gab Mia ein Zeichen, dass sie keiner beobachtete. Mia hatte Angst, aber sie wusste, dass sie jetzt nicht kneifen durfte, also ging das Mädchen in das Büro, wo alle Akten nach Namen und Ort sortiert waren. Sie nahm alle Akten mit, die als Ort die Kaugummiküste angegeben hatten. Die zwei Freundinnen rannten zu Mia nach Hause.

Bevor die Mutter irgendwas sagen konnte, hatten sie sich schon in Mias Zimmer eingeschlossen. Die Mädchen durchsuchten die Akten. Zum Schluss kamen drei Personen in Frage: Ein stämmiger Mann namens Rudolf, ein sehr schlanker namens Otto und einer, der eine riesige Warze auf der Stirn hatte, namens Pit. „Mia, ist dir denn noch etwas aufgefallen?“ „Mhhhm ..., also die Person war recht schlank, deswegen glaube ich nicht, dass es Rudolf gewesen ist“, sagte Mia zu Annika. „Bist du dir sicher?“, fragte Annika. „Ja zu 95%“, antwortete das Mädchen. Auf der Tafel, wo die Kinder die Bilder und Indizien darauf geklebt und geschrieben hatten, waren jetzt nur noch zwei Gesichter zu erkennen, das von Otto und von Pit. Aber wie sollte es jetzt weitergehen? Sie hatten keine Hinweise und keine Anhaltspunkte mehr. Mia und Annika überlegten eine Stunde lang, aber ihnen fiel nichts ein. Plötzlich kam Mias Mutter herein: „Mia, du musst deinem Vater sein Essen bringen. Er hat es mal wieder vergessen. Du findest ihn an seinem Lieblingsort, du weißt doch, die Kneipe drüben um die Ecke. Leute wie ihn findest du immer an ihrem Lieblingsort.“ „Ok“, antwortete das Mädchen. Die Mutter ging wieder aus dem Zimmer, und auf Knopfdruck brüllte Annika: „Das ist es!“ „Was ist was?“, fragte Mia. „Wir müssen gucken, welche Hobbys die Personen haben. Die Akten haben wir ja noch.“ Also schauten sich Mia und Annika Pits und Ottos Unterlagen nochmal an. Otto hatte nur ein Hobby: Walzer tanzen und sonst … nichts, der Mann hatte keine andere Beschäftigung als mit Frauen zu tanzen. Pit hatte zwar auch nur ein Hobby, aber ein viel interessanteres: Springreiten. Mia meldete sich zu Wort: „Ich war früher mal in einer Springanlage. Nicht weit von hier.“ Die Mädchen beschlossen, sich morgen dort zu treffen. Wenn sie Glück hatten, würden sie den Täter dort antreffen.

anne4Am nächsten Tag gingen Mia und Annika zu der Anlage. Es war nicht viel los, aber ein paar Leute trainierten. Zwei ältere Männer waren dort. Einer musste einfach Pit sein. Die beiden Mädchen behaupteten, dass sie eine Umfrage machen wollten. „Hallo, wir sind von der Schülerzeitung und wollten fragen, was sie am Springreiten so toll finden, Herr...“ „Nennt mich einfach Pit“, sagte der Mann. Mia schaute zur Tasche herunter. Sie konnte ihren Augen nicht trauen, der Schädel, er war da. Mia sagte zu Annika: „Ich ..., ich muss dich mal sprechen.“ Als sie mehrere Meter von Pit entfernt waren, erzählte das Mädchen ganz aufgeregt: „Er hat den Schädel!“ Pit bemerkte wohl, dass die Kinder ihm auf die Schliche gekommen waren. Die Freundinnen drehten sich um, da war der Mann schon weg. „Er kann noch nicht weit gekommen sein!“, schrie Annika und sagte dann noch: „Nimm du die Verfolgung auf, ich rufe die Polizei an!“ Mia rannte von der Anlage und sah Pit gerade um die Ecke laufen, während Annika die Polizei rief. Mia kam Pit immer näher, doch plötzlich blieb der Mann stehen.

anne5Er nahm eine Pistole in die Hand. Das Mädchen schluckte, sie waren in einer verlassenen Gasse gelandet. Nur sie und Pit. Er wollte abdrücken, doch dann hörte Mia eine Stimme: „Sie sind vorläufig festgenommen.“ Mehrere Polizisten standen um Pit. Er wurde verhaftet. Annika nahm ihre Freundin in den Arm, sie weinte, aber eine Stunde später war alles wieder gut. Als Belohnung bekamen sie eine exklusive Führung durch die Tier­schädelausstellung, und auch der Löwenschä­del war wieder an seinem Platz. Er würde sie bei jedem Besuch des Museums an ihr spannendes Abenteuer erinnern.