Das Rätsel des 19., 20., und 21. Jahrhunderts wird aufgedeckt

Neuseeland, Wellington. Sommer 1898.

Zwei Mädchen, Cathrine und Charlotte, beide damals 12 Jahre alt, gingen - wie jeden Mittwoch - gemeinsam zum Reiten. Doch als sie am Shetland-Hof ankamen, herrschte Totenstille.

antonia3Keine Pferde, keine Menschen. Das kam ihnen merkwürdig vor. Sie näherten sich langsam der Scheune. Dort entdeckte Charlotte etwas im Stroh. Es sah aus, als ob jemand das Umwickelpapier einer Nachricht verloren hätte. „Sieh mal! Es ist eine Flasche, eingewickelt in einem Stück der britischen Nationalflagge. Cathrine hob das Stück Papier auf, und las laut vor: „Im 21. Jahrhundert wird ein Wunder hier auf dem Hof geschehen. Verantwortlich dafür werden eure Urenkelkinder sein. Es werden wieder zwei Mädchen sein. Aus eurem Holze geschnitzt. Dieser wunderschöne Hof wird ab heute nicht mehr benutzt werden, und das bis zum Jahre 2012.“ Beide Mädchen schauten sich verwundert an. Im 21. Jahrhundert wären sie doch gar nicht mehr da, um das Wunder mitzuerleben! „Das ist doch alles Quatsch!“, meinte Charlotte. „Finde ich auch“, sagte Cathrine. Aber ihr „Finde ich auch“ klang nicht sehr überzeugend. Entweder meinte sie, dass das wirklich Quatsch ist, oder sie wollte es nicht wahr haben, dass sie das nicht miterleben würden. Fassungslos schaute Cathrine Charlotte an. Jeder andere hätte diese Nachricht finden können. Und woher wusste der Verfasser, dass sie selbst beste Freundinnen waren. Es war schon ein komisches Gefühl. Woher sollten ihre Urenkel überhaupt davon wissen? Es war ja schon schlimm genug, dass sie dieses komische Wunder nicht miterleben konnten. Aber woher sollten ihre Urenkel davon wissen?! Cathrine und Charlotte beschlossen, dass jede auf ein kleines Stück Papier schreiben solle, dass ihnen, den Urenkelinnen, eine große Verantwortung zukomme. Cathrine und Charlotte hätten ihren Nachfahren lieber mehr Informationen zukommen lassen. Leider wussten sie selbst nicht mehr darüber. Sie versuchten, nicht mehr darüber zu reden. Als Cathrine und Charlotte im Sterbebett lagen, ließen sie die Nachrichten für ihre Nachfahren ins Testament eintragen. 1979 verstarben sie. Sie ordneten an, dass die Nachrichten am 12. Geburtstag der Mädchen überbracht werden sollten.

18. Juni 2012, Wellington, Neuseeland.

antonia2Heute war ein feierlicher Tag. Emily und Holly, die Nachkommen von Brooke und Zoe, hatten heute Geburtstag. Außerdem hatten sie vier Wochen Ferien. Es hatte sich alles entwickelt, wie es prophezeit wurde. Beide feierten den Geburtstag zusammen. Alles ging seinen gewohnten Gang. Holly hatte eine Schildkröte bekommen. antonia4Emily ein Eichhörnchen. Gegen 15 Uhr kam ihre gemeinsame Freundin Ally zu Besuch. Sie brachte eine Kiste mit herein. „Die hier stand vor der Haustür. Darauf steht: Für Holly und Emily!“, sagte Ally und wunderte sich. Die beiden Mädchen sahen sich verblüfft an. Wieso sollte jemand ihnen noch ein Geschenk machen, nachdem sie bereits alle Geschenke bekommen hatten? Langsam öffnete Emily die Kiste. Erstaunt sahen sich alle an. In der Kiste lagen zwei kleine Zettel! Wie ihre Urgroßmütter lasen sie die Zettel. Diesmal stand auf ihnen: „Liebe Holly, liebe Emily. Aus Heimatkunde werdet ihr schon wissen, dass der Shetland-Hof auf mysteriöse Weise seit dem Jahre 1898 nicht mehr genutzt wird. Euch wurde die Aufgabe aufgetragen, das Geheimnis des Hofes zu lüften, denn ihr seid die Nachfahren der besten Reiterinnen Neuseelands von 1898. Ihr seid die Enkelinnen von Zoe und Brooke. Ihr könnt es schaffen. Ihr habt echtes Reiterblut in euren Adern. Ich glaube an euch. Eure M.“ Danach gab es nur zwei Fragen. 1. WARUM WIR? 2. WER ZUM TEUFEL IST M.?!?!? Diesen Schock mussten sie erstmal verdauen. Aber sie beschlossen, noch am selben Abend mit Ally und ihrer Freundin Myrell zum Shetland-Hof zu fahren.

18. Juni 2012, Wellington, gegen 21.30 Uhr.

Gegen halb zehn abends war es noch sehr hell in Wellington. Ungeduldig warteten Holly und Emily auf Myrell und Ally. Als die beiden ankamen, hieß es sofort: Ab aufs Fahrrad und los zum Shetland-Hof! Als sie dort erschöpft ankamen, sahen sie eine Flasche, und wie 1898 war sie eingewickelt in einer britischen Fahne. Ally holte die Flasche und machte sie auf. Myrell las laut vor: „Liebe Emily, liebe Holly. Es ist schön, dass ihr euch Verstärkung geholt habt. Nur in der Gruppe könnt ihr das Geheimnis des Shetland-Hofes lösen. Liebe Myrell, liebe Ally! Schön, dass ihr auch Interesse daran zeigt, den Shetland-Hof zu retten. Willkommen im Team. Viel Glück, Eure M. P.S. Heute könnt ihr nichts mehr hier tun. Kommt morgen früh um halb sechs wieder her, jemand aus meinem Team wird euch empfangen und euch alles Weitere erklären.“ Das war echt verrückt, da waren sich alle einig. Alles Weitere ging schnell. Ally, Myrell und Holly zückten ihre Handys, um zu Hause anzurufen und ihren Eltern Bescheid zu sagen, dass sie erst einmal bis auf Weiteres bei Emily schlafen würden. Erschöpft radelten sie zuerst zu Ally, dann zu Myrell und schließlich zu Holly, damit die sich ihre Sachen holen konnten, ehe sie zu Emily nach Hause fuhren.

19. Juni 2012, Wellington, gegen 4 Uhr morgens

antonia5Ally warf ein Kissen auf Holly. „Jetzt steht schon auf!“, knurrte sie. „Wir müssen los! Wenn wir jetzt losgehen, können wir bei meiner Mom in der Bäckerei frühstücken! Da sprangen alle vier ins Badezimmer und radelten um halb fünf los. Um Punkt halb sechs kamen sie dann am Shetland-Hof an. Myrell, Ally, Emily und Holly sahen sich nach dem von M. geschickten Begleiter um. Plötzlich stand ein Frettchen-Hase (wie Ally es nannte) vor ihnen. Und es wurde noch heftiger, denn das Tier, das Mikkel hieß, konnte sprechen. „Ihr allein, ihr könnt den Shetland-Hof von seinem Fluch befreien. Ihr seht doch den Kirschbaum im Hof, Emilys und Hollys Vorfahren haben ihn gepflanzt. antonia1Damit der Kirschbaum auch über den Shetland-Hof wacht, haben sie einen Stein aus den Wellington-Hills in den Baum gelegt, indem sie ein kleines Fach in den Baum geschnitzt haben. Wenn ihr den Shetland-Hof wieder zum Leben erwachen lassen wollt, müsst ihr einen Stein aus den Wellington-Hills holen, und ihn in das kleine Fach des Baumes legen. Nur ihr könnt das tun, da ihr die direkten Nachfahren von Brooke und Zoe seid, und Ally und Myrell können euch dabei helfen. Und damit ihr endlich Klarheit habt über „M.“: „M.“ ist Emilys Eichhörnchen. Viel Glück.“, sagte der Frettchen-Hase und verschwand so schnell, wie er aufgetaucht war. Um keine Zeit zu verlieren, radelten Emily, Holly, Myrell und Ally zum Bahnhof und fuhren mit dem Zug in die Hills. Verzweifelt suchten die vier Mädchen nach dem perfekten Stein. Da stach Myrell ein Funkeln ins Auge. Es war ein wunderschöner, funkelnder Stein. Schnell machte sie die anderen Mädchen auf den Stein aufmerksam, und sie fuhren so schnell wie möglich zum Shetland-Hof zurück. Hoffnungsvoll steckten Emily und Holly den Stein in den Kirschbaum. Da passierte es: Es kam ein Wiehern aus dem Stall. Schnell rannten die vier in den Stall. Vier Pferde warteten dort anscheinend nur darauf, geknuddelt, geliebt, gemocht, adoptiert und geritten zu werden. Als die vier gerade die Pferde streicheln wollten, kam ein Bauer in den Stall. „Danke, ihr vier. Danke, dass ihr den Shetland-Hof befreit habt. Ich bin Andy, der Farmer des Shetland-Hofs. Zum Dank schenke ich euch diese Pferde. Passt gut auf Diamant, Rubin, Smaragd und Saphir auf.“ Die Pferde freuten sich, der Shetland-Hof war befreit, und die vier Mädchen kamen jeden Tag zum Stall.