Zehn vor sieben am Samstag, den 9. Januar. Siegen schlief. Ausnahme waren hier vereinzelt Menschen, die am Straßenrand entlang trotteten. Nur eine An­sammlung von Personen, welche sich vor dem Löhrtorbad be­fanden und sich zunehmend zu einer Gruppe manifestierte, war zu erblicken.

Vereinzelt hörte man Gespräche in kleinen Grüppchen bestehend aus Eltern, Lehrern und natürlich aus uns, den Schülern.Wir warteten alle gespannt auf den Bus, der in Kürze eintreffen und uns nach Raas in Südtirol bringen sollte. Die Aufregung war zu spüren und man konnte fast die vielen Fragen, die sich in unseren Köpfen Platz verschafften, in der Luft umherschwirren sehen.
Dann kam der Bus. Ein schöner Doppeldecker, dessen Innenraum viel Platz versprach. Schnell wurde das Gepäck eingeladen. Dabei halfen einige fleißige Eltern, damit das ganze nicht so lange dauerte. Schließlich verabschiedeten wir uns von unseren Familien und wir strömten durch zwei Eingänge in den Bus. Vorbei an der schon sitzenden Gruppe und hin zu den Plätzen, die für uns vorgesehen waren.

Die ersten zwei Stunden Fahrt verliefen ruhig. Fast niemand sprach. Viele schliefen oder hörten Musik. Dann sammelten wir noch eine andere Gruppe in der Nähe von "Wie hieß die Stadt nochmal?" ein. Aber keinesfalls blieb es so ruhig wie zuvor. Die Neuzugestiegenen stellten ihre Musikbox in den Gang und beschallten das obere Deck. Auch wenn sich zuerst viele aus unserer Klasse darüber ärgerten, verstanden wir uns doch nach einiger Zeit ganz gut mit der anderen Gruppe. Nach weiteren vier Pausen, einem Busfahrerwechsel und mehreren Stunden Fahrt waren wir endlich angekommen. Bei regnerischem Wetter und Plusgraden erblickten wir das erste Mal die "Pension Sonnenhof". Bei einem leckeren Abendessen wurden dann die letzten Informationen an uns weitergegeben. Wann wir die nächsten Tage zu den Mahlzeiten erscheinen sollten, wie die Zimmeraufteilung wäre etc... Dann bezogen wir unsere Zimmer. Schöne große Räume. Jedes mit einem Bad und einem eigenen Balkon ausgestattet. Auch wenn eine Busfahrt nicht ermüdend klingen mag, war sie es. Aus diesem Grund gingen wir an diesem Abend relativ früh schlafen.

Am nächsten Morgen gingen wir nach einem ausgiebigen Frühstück direkt zum Skibus. Dieser brachte uns zum Kilometer entfernten Skigebiet "Jochtal Gitschberg". Auch wenn drumherum Frühling herrschte, waren die Pisten gut beschneit, sodass es für die Anfänger kein Problem war, am Rande der Piste erste Übungen zu machen. Während die fortgeschrittenen Skifahrer direkt mit Herr Krämer hoch fuhren, um ihre erste Abfahrt zu genießen, blieben die Anfänger, klar die Mehrheit, mit Frau Banda und Herrn Fricke unten. Zunächst gesellte sich Frau Stötzel zu den Anfängern, doch es stellte sich schnell heraus, dass sie das Skifahren selbst nach zwölf Jahren Pause nicht verlernt zu haben schien. Deshalb fuhr sie zuerst für einige Zeit bei den Fortgeschritten mit. Nachdem Herr Fricke und Frau Banda mit ihren Gruppen bis circa halb 12 subjektiv empfunden anstrengende Skigymnastik und "Skitrockenübungen" gemacht hatten, fuhren diese beiden Gruppen jetzt auch zum ersten mal Gondel, um auf der Bergstation ein warmes Mittagessen zu erhalten. Auch wenn es sehr voll war, schmeckte das Essen hervorragend. Da die Lehrer zu Beginn den Anfängern keine rote Piste in das Tal zumuten wollten, ging es für ebendiese mit der Gondel wieder nach unten. Doch nun durften sie auf der anderen Seite ein wenig höher. Doch diese Strecke musste erst einmal mit den Skiern bewältigt werden. Kurz darauf fuhren die Anfänger bis zur sogenannten "Mittelstation". Von dort fuhren diese in geregelten kleinen Schritten die blaue Piste hinab. Erst als der Mittag sich dem Ende neigte, durfte Herrn Frickes Gruppe weitgehend selbstständig die Piste hinabfahren. Auch wenn es erst so gegen 15 Uhr war, waren wir alle, egal aus welchen Gruppen, ziemlich fertig. Den Rest des Tages wurde gequatscht, gelesen und bei Gelegenheit das Haus erkundet. An diesem Tag blieben viele nach dem Abendessen länger wach, um einer Klassenkameradin, die am nächsten Tag Geburtstag hatte, zu gratulieren.

Auch wenn man denken könnte, dass sich das Frühaufstehen mit dem etwas später Zubettgehen beißen würde, war dem nicht so. Die kalte Luft und der Sport ließ so ziemlich jeden wieder aus einem wahrscheinlich entstehenden Morgentief aufwachen. An diesem Tag ging es für die Anfänger nach einer kurzen Aufwärmeinheit mit der Gondel zur schon vom vorherigen Tag bekannte Mittelstation. In der Zeit bis zum Mittagessen, in welcher die Fortgeschrittenen sich die schwarzen Pisten hinabjagten, fuhren die Anfänger noch in großen Kurven sachte die Piste hinab. Doch auch heute kam leider keine wirkliche Winterstimmung auf, da das Wetter im Tal ziemlich regnerisch war. In den einzelnen Gruppen gab es geringfügig noch Austauschprozesse zwischen einigen Personen, bis sich das Ganze etwas eingependelt hatte. Die Anfänger fuhren nun auch erste rote Pisten und lernten auch eine gewisse Liftvielfalt in dem Skigebiet kennen. Wobei auch die Fortgeschrittenen etwas Neues kennenlernten. Um genauer zu sein jemanden. Er hieß "Martin" und war ein Liftwärter an einem der Sessellifte. Dieser war sehr offen und freundlich zu den Fahrgästen und so verstanden sich die Fortgeschritten-Gruppe und "Martin" schnell wunderbar miteinander. Gegen Ende der vorgesehen Fahrzeit fing es dann auch noch an zu schneien und so waren alle zuversichtlich, dass der nächste Tag, wettertechnisch gesehen, besser würde als die vorherigen Tage. Auch wenn der Zeitraum von 15 Uhr bis zum Abendessen lang erscheinen mag, wurde auch an diesem Tag nicht mehr viel unternommen. Doch es konnten schon die ersten schönen Bilder über den hauseigenen Router ausgetauscht werden.

Tag drei unserer Klassenfahrt war wohl für die Anfänger einer der revolutionärsten Tage ebendieser Fahrt. Denn nach der Ankunft im Skigebiet wurden nicht lange Skiübungen durchgeführt, sondern es wurden Pisten gefahren. Eine nach der anderen. Schritt für Schritt. Langsam aber sicher an das Ziel. Sogar einer schwarzen Piste sind die zu diesem Zeitpunkt wohl "Nicht-mehr-Anfänger" begegnet. Nach dem leckeren Mittagessen auf der Bergstation, wie immer zur Auswahl stehend: Kaiserschmarrn, Spätzle, Pizza, Pommes und natürlich eine große Getränkeauswahl, fuhren diese Gruppen auch nicht mehr mit der Gondel hinunter, sondern bewegten sich auf direktem Wege mit den Skiern talabwärts. Die sehr kontaktfreudige Fortgeschritten Gruppe schloss auch Bekanntschaft mit diversen Personen auf den minutenlangen Liftfahrten. Nach der Ankunft in der Pension genossen wir noch ein leckeres Abendessen, wie immer warm und zum Nachtisch ein Dessert, und dann redeten die meisten von uns auf den Zimmern oder spielten Tischtennis, Billard etc. in dem offenen Aufenthaltsraum im Keller.

Der nächste Tag verging wie im Fluge. Alle Gruppen fuhren die Pisten in allen möglichen Kombinationen: Talabfahrt als rote Piste, Talabfahrt als schwarze Piste, "Jöchel" genannt...
Nur vereinzelt übten sich Klassenkameraden noch ein wenig in der Perfektion ihrer Skitechniken. Doch auch sie machten gewaltige Fortschritte, sodass wirklich alle mehr oder weniger Spaß am Fahren hatten. Die Fortgeschritten lernten dann noch ein anderes Skigebiet kennen und auch die anderen Gruppen fuhren mutig so ziemlich jede bekannte Piste. Die Temperaturen waren weit im Minusbereich und die Sonne lugte hinter den Dolomiten hervor. Die Welt war wie in einem Märchenschlaf versunken.
Da dies der vorletzte Abend war, kam uns in den Sinn, ein Gesellschaftsspiel, um genauer zu sein Werwolf, mit allen, die Lust hätten, zu spielen. Auch wenn sich das Erklären in so großer Runde zunächst schwierig gestaltete, wurden nachher dennoch ein paar schöne Runden gespielt, in denen Frau Stötzel auffallend oft Werwolf war.

Und dann war er plötzlich da. Der letzte Morgen der Klassenfahrt. Es war, als wäre man plötzlich aus einem Traum erwacht. Hatte man nicht vor einem Augenblick erst zum ersten Mal die Dolomiten bestaunt? War man nicht erst kürzlich die erste Piste hinabgefahren. Doch anstatt sich allzu viele Gedanken zu machen, genossen alle noch den letzten Tag auf den Pisten. Blaue Pisten, Rote Pisten, Schwarze Pisten. Schnelle Abfahrten, gute Gespräche und sogar einen von Herrn Fricke spendierten Kakao hoch über der Welt, sorgten für einen schönen Skitag. Und schließlich ein letztes Mal die Gondel nutzen, das letzte Foto mit dem netten Liftwärter Martin und die letzte Abfahrt.
Die Schlange vor dem Skiverleih schien zwar unendlich lange, doch das Abgeben ging trotzdem vergleichsweise schnell. Dann ging es in einem überfüllten Bus, da ein Bus ausgefallen war, den wohlbekannten Weg zurück zur Pension. Abends wurde sich noch lange über das Skifahren, die Klassenfahrt an sich und andere Dinge ausgetauscht.

Als wir am nächsten Morgen zum Frühstück gingen, war alles so wie an den Morgen zuvor. Abgesehen von der fehlenden Skiunterwäsche unter der Kleidung und den gepackten Koffern im Zimmer. Dann um viertel vor neun war es so weit. Der Reisebus rollte mit uns durch eine verschneite Schneelandschaft zurück nach Deutschland. Nach Siegen.
Als wir abends zu unserer Rechten das beleuchtete Siegen sahen, schien es, als würden wir uns im Landeanflug auf einen Flughafen zubewegen.
21 Uhr am Freitag den 15. Januar. Siegen schlief. Ausnahme waren hier vereinzelt Menschen, die am Straßenrand entlang trotteten. Nur eine Ansammlung von Personen, welche sich vor dem Löhrbad befanden, warteten auf die Schüler, um diese zu empfangen und mit nach Hause zu nehmen.

Aaron Schmidt, 9b

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