Um 6:10 Uhr klingelte Isas Wecker. Stöhnend stand sie auf und ging ins Bad. Es war Mittwoch und sie musste zur Schule. Heute schrieb sie eine Mathematikarbeit. Mathe! Wenn sie daran schon dachte, wurde ihr schlecht. Isa hatte nämlich kein bisschen geübt. Sie hatte einfach keine Zeit gehabt. Schließlich hatte sie noch gestern mit Pia und Kathie gefeiert. Sie hatten ihren 10. Fall gelöst. Ja, sie waren richtige Detektive.

Aber das konnte ihr im Moment nicht weiterhelfen. Also zog sie sich an und ging runter zum Frühstücken. Als sie fertig war, holte Isa ihr Schulzeug und machte sich auf den Weg zur Schule. Draußen war es eiskalt, doch trotz der Kälte blühte eine pinke Blume!

lisa4Es war wirklich die einzige Blume, die zur dieser Jahreszeit noch blühte. Plötzlich tauchte ein Mädchen neben Isa auf. Es war Pia: „Na? Ist es nicht wunderschön hier draußen?“ Pia, die immer gute Laune hatte, zeigte zum Himmel, wo die Sonne schien. „Naja. Ich finde es eher kalt. Sag mal, findest du es nicht eigentlich komisch, dass zur dieser Jahreszeit noch eine Blume blüht?“, fragte Isa. Pia antwortete: „Wieso?! Die Sonne scheint doch herrlich.“ Wo sie recht hat, hat sie recht, dachte Isa. Als sie die Schule erreichten, murrte Pia ihr zu: „Jetzt die Mathematikarbeit! Ich habe gar nichts geübt.“ Isa seufzte. „Ich auch nicht.“ Dann gingen sie in ihre Klasse, wo die Tische schon umgestellt waren. Bald darauf erschien der Lehrer und verteilte die Arbeiten. Doch als er fertig war, ging plötzlich der Feueralarm los und alle Schüler strömten nach draußen.

lisa5Isa, die ihr Glück noch nicht fassen konnte, schrie auf: „Hurra!!! Aber wieso ging der Alarm?“ „Keine Ahnung. Vielleicht brennt es ja irgendwo?“, antwortete Kathie, die eine Klasse über ihr und die dritte vom Detektivclub war. Aber Pia war unsicher. „Aber es steigt doch überhaupt kein Rauch auf oder seht ihr etwa was?“ Beide schüttelten die Köpfe. „Vielleicht hat auch irgend ein Vollidiot den Feuermelder gedrückt“, überlegte Kathie. Doch ehe sie sich noch weitere Theorien überlegen konnte, kam der Lehrer und sagte, dass sie wieder hinein durften. Na toll, jetzt durften sie womöglich doch noch die Arbeit schreiben. Isa und Pia gingen wieder in den Klassenraum und fingen an, die Arbeit zu schreiben. Aber Isa konnte sich einfach nicht konzentrieren. Als es endlich zur Pause klingelte, war sie gerade einmal mit der Hälfte fertig, wovon wahrscheinlich sowieso nicht alles richtig war. „Mir geht das einfach nicht aus den Kopf“, murmelte sie zu Pia beim Rausgehen. „Was? Die Arbeit? Mach dir nichts draus. Nächstes Mal wird es bestimmt besser...“, sagte Pia. Isa stöhnte: „Oh, Mensch Pia! Du verstehst aber auch gar nichts. Ich meine den Alarm.“ Pia wollte antworteten, doch Kathie schrie ihr etwas ins Ohr: „BEI UNS WURDEN HANDYS UND PORTEMONNAIES GEKLAUT!“ „WAS?!“, schrie Isa, die das zwar verstanden hatte, aber nicht glauben wollte.

„Oh, Isa! Sag mal, bist du schwerhörig oder was? Bei uns wurde geklaut wäh­rend des Alarms“, antwortete Kathie genervt. „Ist doch logisch! Jemand hat den Feuermelder extra angemacht und ist dann in Kathies Klasse eingebrochen! „Aber wer?“, sagte Pia. „Keine Ahnung. Lass uns doch mal in Kathies Klassen­raum umsehen“, stellte Pia entschlossen fest und ging in Richtung Kathies Klassenraum. Doch Kathie hielt sie am Ärmel fest: „Hallo? Geht es noch? Es ist Pause. Da dürfen wir nicht rein und außerdem habe ich keinen Schlüssel!“, stellte Kathie fest. „Ja und?“, sagte Pia schon fast ein bisschen beleidigt. „Dann holen wir uns einen!“ „Aber doch nicht jetzt“, antwortete Isa. „Nee. Nach der Schule. Ich habe auch schon einen Plan wie...“, flüsterte Pia Isa und Kathie zu.

lisa2Als endlich Schulschluss war, stürmten Isa und Pia die Treppen runter, wo Kathie schon auf sie wartete. „Da seid ihr ja endlich“, raunte Kathie ihnen zu. „Sorry. Ging nicht früher, wir haben noch 'ne ellenlange Hausaufgabe aufbekom­men, die wir erst einmal abschreiben mussten und dann ...“ Weiter kam Isa nicht, denn Kathie stoppte sie: „ Ist ja gut. Hab schon verstanden. Gut. Dann kann es ja jetzt losgehen.“ Kathie klatschte in die Hände und ging zum Lehrer und fragte: „Kann ich einen Schlüssel für Raum 114 haben? Ich hab' mein Buch vergessen.“ Herr Müller, ihr Klassenlehrer, antwortete: „Sicher. Aber bring ihn sofort wieder zurück, wenn du dein Buch hast. Okay?“ Kathie nickte schnell, rannte schnell zu Isa und Pia, die sich hinter den Schließfächern versteckt hatten, falls ein Lehrer kommen und dumme Fragen stellen würde.

Kathie schloss schnell den Klassenraum auf und alle drei suchten den Raum nach Hinweisen durch. Unter Schränken, Stühlen, Tischen und auch in den Schränken. Plötzlich schrie Isa auf. „Ihh! Da ist ja Blut unter dem Tisch! Und hier auch.“ Sie zeigte auf weitere Blutflecken, die sich von Tisch zu Tisch abzeich­ne­­ten. „Mhm. Es könnte vielleicht vom Täter sein, denn bei uns hat heute, so­­weit ich weiß, keiner geblutet“, stellte Kathie fest. „Schau! Hier ragt ein spitzer Nagel aus dem Tisch“, sagte Pia. Isa lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Trotzdem murmelte sie: „Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, wer einen Kratzer am Kopf hat. Wir könnten ja ...“

Weiter kam sie nicht, denn Herr Müller stand in der Tür und fragte: „Was könntet ihr mal?“ „Wir... äh... wir... könnten... äh“, stotterte Isa. Kathie kam ihr zur Hilfe. „Wir könnten ja mal da vorne nach meinem Buch schauen“, sie zeigte auf eine Ecke, wo das Buch “zufällig“ lag. Dann nahm sie es unter den Arm und die drei stolzierten an dem verdutzten Herrn Müller vorbei. „Puh! Das war knapp!“, stöhnte Pia, als sie draußen auf dem Schulhof ankamen. „Das kannst du laut sagen“, stöhnten auch die anderen beiden. „Ist ja noch mal gut gegangen. Aber was wollen wir denn jetzt unternehmen? Wir können ja nicht jeden, der einen Kratzer auf der Stirn hat, verdächtigen und außerdem wissen wir ja gar nicht, ob er sich am Kopf verletzt hat oder sonstwo. Vielleicht ja auch an der Hand!“, redete Kathie Klartext mit ihnen. „Stimmt. Aber lasst uns alles andere im Baumhaus bereden. Hier draußen ist es verdammt kalt“, sagte Isa fröstelnd. lisa3„Naja. Im Baumhaus wird es wahrscheinlich auch nicht wirklich wärmer sein, aber gerne“, schrie Pia noch bevor sie sich auf ihr Fahrrad schwang und davondüste. Isa und Kathie machten es ihr nach. Die drei radelten über die Felder. Pia dachte noch, dass sie diese Fahrten nicht überstehen würde, da ihr immer Schweißperlen über die Stirn liefen, egal wie kalt es war. Doch sie hatte es (bis jetzt) doch immer noch geschafft, nur nicht so schnell wie die anderen. Das Baumhaus war ein Treffpunkt der drei. Sie hatten es von Pias großem Bruder. Er war nämlich schon 20 Jahre alt. Er hatte das Baumhaus vor vielen Jahren mit seinen Kumpels gebaut. Es ist circa 3 Meter über der Erde und man kam nur mit einer Strickleiter hoch, die man erst mit einem langen Stock herunterholen musste. Der Stock war unter Laub versteckt, damit kein Fremder hochkam. Sollte er es doch schaffen, so war oben am Eingang ein Schloss, das man nur mit einer bestimmten Zahlenkombination aufbekam. Im Baumhaus war es sehr gemütlich mit alten Stühlen und einen Schreibtisch. Sogar ein abschließbarer Schrank war dort drin.

Als Pia ankam, stürzte sie sich vom Rad und kletterte schwankend die Leiter hoch, wo schon Kathie und Isa auf sie warteten: „Na endlich, kommst du auch mal! Wir warten schon 'ne gefühlte Ewigkeit auf dich“, übertrieb Isa. „Hahaha. Sehr witzig, Isa“, antwortete Pia genervt. „Wenn wir uns noch weiter streiten, kommen wir auch nicht voran! Also, der Einbrecher oder die Einbrecherin hat wahrscheinlich den Feueralarm ausgelöst und ist dann in Kathies Klasse eingebrochen, hat die Ranzen durchsucht, hat sich dann am Kopf verletzt und ist aus der Klasse herausgestürmt, fasste Kathie zusammen. Die anderen beiden nickten. „Also müssen wir nur noch wissen, wo er rausgegangen ist, um nach Hinweisen zu gucken. Es gibt drei Möglichkeiten“, sagte Pia, brach sich ein Stück Schokolade ab, die sie in ihrer Jackentasche gefunden hatte und fuhr fort: „Die erste ist links den langen Flur entlang zum Haupteingang und dann entweder zum Schulhof raus oder in die Schusterstraße. Die zweite ist rechts den langen Flur entlang dann zum Nebeneingang gegenüber der Bibliothek hinaus und die letzte Möglichkeit ist, er ist aus dem Fenster gesprungen zum Schulhof hin, aber das ist sehr unwahrscheinlich, da man das gemerkt hätte.“ Die drei besprachen noch, was sie am folgenden Tag machen würden und fuhren nach Hause.

Als Isa gerade aus den Wald fahren wollte, hörte sie eine Stimme: „Ja ich habe es geschafft! Ich bringe dir Donnerstag die Handys und das Geld. Ja… Okay… Mach ich…“ Isa legte leise ihr Fahrrad weg und versteckte sich hinter einem Gebüsch. Ein schwarz gekleideter Jugendlicher telefonierte mit seinem Handy. Seine Stimme klang irgendwie ängstlich. Sie schätzte ihn auf 16 Jahre. Vielleicht ging es ja um die Handys und die gestohlenen Portemonnaies aus Kathies Klasse. Gespannt hörte sie zu: „Also dann bis morgen bei der alten Bushaltestelle in der Merschone… Ja gut… bis dann… Tschüss.“

„Rinnnnngggg! Hallo, du hast 'ne SMS bekommen, riiinnnnnnng.“ Oh nein, das war Isas Handy-Klingelton. Als sie das Handy ausschaltete, packte auch schon eine Hand ihren Arm fest. Ihr Herz fing an zu pochen und Schweißperlen liefen ihr über die Stirn. Der Junge war jetzt noch ängstlicher, doch er war eindeutig stärker als sie. Da Isa jetzt sowieso nichts mehr zu verlieren hatte, trat sie ihn so feste auf den Fuß, dass er den Griff um ihren Arm kurz lockerte. Diesen Moment nutzte Isa und zog ihm die schwarze Mütze von der Stirn. Dort war ein dicker Kratzer an der Stirn und er hatte dunkelblonde Haare. Der Mann hatte sich wieder gefangen und griff sie jetzt noch fester. Dann wurde sie zu einer Hütte geschleppt und mit einem so heftigen Schlag da hineingeschubst, dass sie auf dem Kopf landete und das Gefühl hatte, in ein tiefes schwarzes Loch zu fallen, das nicht mehr aufhörte.

Es war kalt, als Isa aufwachte. Wo war sie? Was war passiert? Ja. Sie konnte sich daran erinnern. Der Mann, der sie hier hineingebracht hatte… War sie ohnmächtig geworden? Sie packte sich an die Stirn. Au! Sie hatte am Kopf geblutet. Schnell rappelte sie sich auf und guckte sich um. Dort waren ein alter Stock, ein paar Säcke und ein Fenster unter dem Dach. Da Isa nicht besonders wild darauf war zu sterben, versuchte sie erst einmal die Tür aufzubekommen, doch das funktionierte nicht. Also Plan B. Welchen Plan B? Sie hatte keinen Plan, wie sie hier wieder herauskam. Das Fenster war viel zu hoch und außerdem geschlossen. Dann kam ihr doch eine Idee. Schnell stapelte sie die Säcke unter dem Fenster übereinander, nahm den Stock in die Hand und kletterte hoch. Als sie oben war, konnte sie das Fenster gerade so berühren. Sie seufzte erleichtert auf. Dann nahm sie den Stock und hieb mehrmals gegen die Scheibe, bis sie kaputt ging, sie kletterte aus dem Fenster und sprang ab. Sie fühlte sich wie ein Vogel beim Fliegen, nur dass das Aufkommen nicht ganz so schön war. Als sie Boden unter den Füßen spürte, rannte sie nur noch zu ihrem Fahrrad, sprang auf und düste davon. Nur weg von hier. Nur noch weg. Als sie zu Hause ankam, fiel ihre Mutter ihr um den Hals: „Mensch Isa! Wo warst du denn? Ich hab mir Sorgen gemacht! Oh mein Gott…, dein Kopf! Komm erst mal rein!“, sie zog Isa mit sich ins Haus und verband erst einmal ihre Wunde. Isa erzählte ihrer Mutter was von “sie wäre in einen Graben gefallen und ohnmächtig geworden.“ Dann ging sie ins Bett.

Am nächsten Morgen wachte sie schon früh auf. Sie zog sich an und ging hinunter zum Frühstücken. Als sie fertig war, holte Isa ihr Schulzeug und machte sich auf den Weg zur Schule.

Doch heute ging sie nicht zur Schule, sondern erst noch zu Pia. Sie klingelte und als Pia ihr aufmachte, fragte sie sofort, was los sei. Isa erzählt ihre Geschichte von gestern Abend und die beiden riefen Kathie an und erzählten ihr alles nochmal. Sie beschlossen, nach der Schule direkt zur Polizei zu gehen .

In der Schule fragte jeder, was sie am Kopf gemacht hätte und jedes Mal erzählte sie genau das, was sie ihrer Mutter auch schon erzählt hatte. Nach der Pause fand Isa einen Zettel in ihrem Mäppchen. Sie faltete ihn auf:

KEINE Polizei!

Pah! Der konnte sie mal!

Nach der Schule gingen sie zur Polizei. Dort erzählten sie alles noch einmal der Polizistin Cornelia, die sie schon von anderen Fällen kannten. Cornelia lobte die drei sehr und vereinbarte, dass sie und noch ein paar Polizisten das Gespräch belauschten und dann zugriffen.

lisa1Um viertel nach drei standen die drei mit ein paar Polizisten neben der Bushaltestelle und besprachen die Posten. Die drei versteckten sich hinter einem schönen großen Baum. So einen hatten sie auch in der Schule.

Der Junge erschien ein paar Minuten später und schien nervös zu sein. Kurz darauf erschien ein zweiter, dunkel gekleideter Mann. Der fragte: „Hast du die Kohle und die Handys dabei?“ Der Junge nickte und übergab ihm ein Päckchen. Der Mann nahm es an und ließ es unter der Jacke verschwinden, doch als er die Hand wieder aus der Jacke zog, zog er auch plötzlich ein Messer mit heraus und ging bedrohlich auf den Jungen zu. Der Junge war nun kreidebleich und blieb stocksteif stehen. Doch dann rief auch schon Cornelia: „Waffe runter und Hände hoch!“ Der Junge schien erleichtert zu sein, doch der andere rannte einfach weg, genau auf Isa, Pia und Kathie zu. Erst begriffen sie nicht, was los war, doch dann stürmte Kathie los und die anderen folgten ihr. Kathie rannte und rannte, so schnell sie konnte. Sie musste ihn kriegen. Sie musste, dachte sie. Plötzlich rannte der Man auf den See zu, der noch nicht zugefroren war, schnappte sich ein Boot und ruderte los. Kathie überlegt nicht, sondern sprang mit einem Kopfsprung einfach ins Wasser.

Mist, war das kalt, dachte sie, doch sie kraulte weiter zum Boot hin. Der Abstand wurde immer kleiner und als sie es erreicht hatte, schubste sie mit aller Wucht das Boot um und packte schnell den Mann fest, riss ihm das Messer aus der Hand und ließ es zu Boden sinken. Sie packte ihn so, dass er sich nicht befreien konnte und schleppte ihn ans Ufer, wo Pia, Kathie und die drei Polizisten waren. Cornelia half Kathie und dem Mann heraus und dann kam auch schon der Notarztwagen und verteilte dicke Decken. Pia und Isa fielen Kathie gleichzeitig um den Hals. Am nächsten Tag wusste natürlich jeder von der Heldentat Bescheid und alle jubelten den drei mutigen Mädchen zu. Tja, und die Mathematikarbeit durften sie auch nochmal neu schreiben, da sie zu wenig Zeit hatten.